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Gift auf Rezept

■ Ein Gutachten für die Staatsanwälte belegt: Hersteller wie Zahnärzte wissen längst, wie schädlich Amalgam ist

Bremen (taz) – Amalgam ist Gift. Die Hersteller des Zahnfüllstoffes wußten dies – und stellten ihre Sorgfaltspflicht hinter Profitinteressen zurück. Das ist in knappen, aber deutlichen Worten das Ergebnis einer Studie, die das Kieler Institut für Toxikologie im Klinikum der Christian-Albrechts-Universität für die Frankfurter Staatsanwaltschaft erstellt hat. Dies geht aus einem unter Verschluß gehaltenen Gutachten hervor, das der taz vorliegt. Danach hat die Firma Degussa mit der Herstellung von Amalgam ihre Sorgfaltspflicht gegenüber den Kunden über Jahre bewußt vernachlässigt. Die Gutachter empfehlen eine strafrechtliche Würdigung. Erst Mitte vergangener Woche war bekannt geworden, daß ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung gegen Degussa eingestellt werden soll.

Laut den Toxikologen Wassermann, Alsen-Hinrichs und Weitz war die Gesundheitsgefährdung nicht nur Herstellern, sondern auch Zahnärzten, Krankenkassenverbänden, Medizinischem Dienst sowie dem Bundesgesundheitsamt bekannt. Zum Beleg zitieren sie unter anderem den Degussa-Fachautoren Loebich, der bereits in den 50er Jahren warnte, daß Amalgam „Beschwerden oder Krankheiten hervorgerufen hat“ und insbesondere in Verbindung mit hochwertigem Dental- oder Platingold „in Einzelfällen eine Gesundheitsstörung oder eine Allgemeinerkrankung hervorrufen“ könne. Spätestens mit der Festschreibung von Amalgam zur Regelversorgung durch Krankenkassen seien Versicherte dieser gesundheitsschädlichen Behandlung ausgeliefert worden. „Dies alles beobachteten und förderten die Amalgamhersteller bewußt“, so die Gutachter. Einen Irrtum seitens der Hersteller halten sie für ausgeschlossen. Eva Rhode Tagesthema Seite 3

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