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„Wir forschen elitär“

■ Max-Planck-Institut für „Marine Mikrobiologie“ wird heute eröffnet. Bremens Vorschuß machte es möglich

Man leistete sich viel Kunst am Bau im neuen Max-Planck-Institut (MPI) an der Bremer Uni: Sie beginnt auf dem Spiegelfries im Treppenhaus mit dem Wortspiel „Wand – Wind – Bild“ etc. und setzt sich fort mit „Time und Tide“, eingemeißelt draußen auf den Stufen zum Regenwasserteich. Und die Kunst endet mit dem Zitat „Quote in time“ auf der Abgrenzungsmauer zum Nachbargrundstück. „Hier sind bestimmt zehn Prozent der Baukosten in die Schönheit gegangen“, schätzt ein MPI-Mitarbeiter.

Für 45 Millionen Mark hat Bremen nun ein Max-Planck-Institut für „Marine Mikrobiologie“ bekommen. Heute wird es eröffnet. MPIs werden zwar von der Max-Planck-Gesellschaft in München finanziert, doch für das neue Gebäude in der Celsiusstraße auf dem Uni-Gelände ist Bremen 1992 mit einem Griff in das Investitions-Sonder-Programm in Vorlage getreten. 1997 soll der Bremer Vorschuß dann aus München wieder zurückfließen. Doch auch da bezahlt Bremen wieder mit, denn die Max-Planck-Gesellschaft bekommt ihr Geld zur Hälfte vom Bund, zur anderen Hälfte aus einem Gemeinschaftstopf der Länder.

„So ein MPI ist eben durchaus elitär“, meint der Mikrobiologe Dr. Jens Halder in weißem Arbeitskittel und einem blauen Hemd mit Margeriten. Nur Bremen und das Saarland waren bis Ende der Achtziger ohne MPI. Man wollte hier das Institut unbedingt. Über den Forschungsschwerpunkt „Marine Mikrobiologie“ war man sich dann nach der Gründung des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven einig – die Max-Planck-Gesellschaft in München behielt sich jedoch vor, das Institut nur aufzumachen, wenn eine geeignete Führungsspitze zur Verfügung stehe. Diese wurde 1992 dann in Person von Prof. Dr. Bo Barker Joergensen (Abteilung Biogeochemie) und Prof. Dr. Friedrich Widdel (Abteilung Mikrobiologie) gefunden.

Vom Bremer Innovations- und Technologie-Zentrum (BITZ) zieht also nun das Bremer MPI mit 87 MitarbeiterInnen (darunter angeblich vierzig Prozent Frauen) in einen Drei-Etagen-Komplex mit 4.500 Quadratmetern Nutzfläche. Viel Eismeerblau wurde in der Innenausstattung verwendet. Es gibt einen „lichtdurchfluteten Versuchssaal“ (im MPI-Jargon „Gewächshaus“), mechanische Werkstätten, einen Meerwasserbereich und viele Labors.

In einigen dieser temperaturgeregelten Laboratorien (Kühlräume) werden Mikrosensoren entwickelt und getestet. Ein Stück Natur, z.B. eine Mikrobenmatte, wird per Sauerstoff-Sensoren oder Licht-Sensoren untersucht – so können Angaben zur Umgebung der Bakterien gemacht werden. „Das ist Grundlagenforschung“, erklärt Jens Halder. „Die Anwendungsmöglichkeiten unserer Ergebnisse sind nicht sofort ersichtlich.“

Beim Bremer Wirtschaftssenator hieß es, man habe eine Firma zur Hand, die Sensoren und Meßtechnik des MPIs auf den Markt bringen möchte. An deren Geschäftserfolg glauben jedoch die Wissenschaftler nicht so richtig. Die Zusammenarbeit mit allen Meeresforschenden ist ihnen wichtig. Und ihre hauptsächliche Daseinsberechtigung sei die Lehre: Beide Direktoren unterrichten auch an der Uni, und (internationale) Doktoranden und Postdocs stehen vor der Tür. 150 MitarbeiterInnen soll das Bremer MPI einmal haben. Der Jahresetat der MPIs beträgt bereits über zehn Mio. Auch daran wird Bremen weiter mitzahlen. sip

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