Razzia in Türken-Treffs

■ Eskalationsprophylaxe: Zehn Festnahmen

Mit einer Großrazzia ging die Hamburger Polizei in der Nacht zum Freitag gegen linksorientierte türkische und kurdische Gruppierungen vor. Rund 180 Beamte durchsuchten ein halbes Dutzend türkischer Einrichtungen, darunter das „Volkshaus“ am Neuen Kamp, den Dev-Sol-Treffpunkt in der Großen Bergstraße sowie weitere „Objekte“ in Harburg, im Schanzenviertel und St. Pauli. 85 Personen wurden während der Durchsuchungen überprüft, zehn von ihnen vorläufig festgenommen.

Als Begründung für die Razzia verweist die Polizei auf eine „Eskalation der Gewalt“ in der Auseinandersetzung zwischen konkurrierenden Abspaltungen der Devrimci Sol (Revolutionäre Linke). Die Kämpfe zwischen den Gruppen hätten in den vergangenen Wochen an Schärfe zugenommen.

Mitte Mai war einem Türken bei einer Auseinandersetzung die Schädeldecke eingeschlagen worden, einen Tag später wurde ein weiterer Türke in seiner Wohnung überfallen und zusammengeschlagen. Zuletzt hatte ein junger Mann bei einer Schießerei in Altona eine Schußverletzung an der Hand erlitten. Bei den Ermittlungen in diesen Fällen sei man auf „eine Mauer des Schweigens gestoßen“, sagte Polizeisprecher Hartmut Kapp. Daher habe man sich zu der Razzia entschlossen. „Wir wollen potentiellen Tätern zeigen, daß wir sie kennen“, begründete Kapp die unangemeldete Visite.

Die Beamten waren rund viereinhalb Stunden im Einsatz. Sie stellten unter anderem eine geladene Schußwaffe und ein umfangreiches Sortiment an Flugschriften sicher. Marco Carini