: Vom Rinder- zum Katzenwahnsinn
■ Wissenschaftliche Untersuchungen gehen von der Übertragbarkeit von BSE auf Katzen und auf Menschen aus
Dublin/Bern (taz/AFP) – Nach BSE nun FSE: Mit der Felinen Spongiformen Encephalopathie, dem Katzenwahnsinn, beschäftigen sich britische Wissenschaftler seit einiger Zeit. Einer von ihnen, Brian Ford vom staatlichen Institut für Biologie, hat jetzt ein Buch veröffentlicht: „Mad Cow Disease and the Risk to Mankind.“
Der Gepard Saki etwa wurde 1986 in Südafrika geboren und kam fünf Jahre später in den Fota- Safaripark bei Cork in Südirland. Bereits 1993 ist Saki an FSE gestorben, doch erst durch Fords Nachforschungen ist der Fall bekannt geworden. Ein Sprecher des irischen Landwirtschaftsministeriums bestätigte den Fall vorgestern. Er fügte hinzu, „daß ein zweites Tier aus demselben Wurf im Zoo von Perth in Australien an derselben Krankheit gestorben ist. Dieser Gepard hat das gleiche Futter erhalten wie Saki.“
Wissenschaftler untersuchen nun, ob das Tierfutter, das die Geparde in Südafrika erhalten haben, verseucht war. Allerdings ist bisher weder in Südafrika noch in Australien ein Fall von Rinderwahn bekanntgeworden. Im Landwirtschaftsministerium erwägt man, die Kadaver von Zootieren, die bisher zu Tiermehl verarbeitet wurden, aus der Nahrungskette der Zoos zu verbannen.
Die meisten Fälle von Katzenwahn seien bisher in Großbritannien aufgetreten, schreibt Ford in seinem Buch. „Die wenigen Fälle, die außerhalb Großbritanniens aufgetreten sind, waren infiziert und sind dann exportiert worden.“ In diese Theorie paßt der tote Gepard aus dem Fota-Safaripark allerdings nicht hinein.
Der von der Europäischen Union als unabhängiger Gutachter zum Rinderwahn eingesetzte Schweizer Biologe Charles Weissmann ist davon überzeugt, daß ein Zusammenhang besteht zwischen der Rinderseuche BSE und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen. Wie groß das vom Rinderwahnsinn ausgehende Risiko für den Menschen sei, werde sich erst in zwei bis drei Jahren herausstellen, sagte Weissmann, der die Leitung des interdisziplinären Ausschusses der EU zu Erforschung des BSE-Problems übernehmen soll.
In der Schweiz sind unterdessen nach der Untersuchung zurückliegender Krankheitsfälle 16 weitere Fälle der Creutzfeldt-Jakob- Krankheit aufgedeckt worden. Wie das Schweizer Bundesgesundheitsamt am Donnerstag mitteilte, stieg damit die Zahl der an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit erkrankten Menschen auf 43. 95 Prozent der Betroffenen seien mittlerweile gestorben. Gleichzeitig teilte das Schweizer Veterinäramt mit, daß zwei weitere BSE-Rinder aufgespürt wurden. Seit dem ersten Fall im Jahr 1990 sind damit in der Schweiz 215 BSE-Fälle unter Rindern bekannt geworden. Mit den neu entdeckten Fällen sind in der Schweiz im Schnitt 1,2 von einer Million Einwohnern an Creutzfeldt-Jakob erkrankt. Damit befinde sich die Schweiz immer noch im Durchschnitt anderer Länder, betonten die Vertreter des Bundesgesundheitsamtes. Ralf Sotscheck
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