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Tendenz steigend

■ Bestätigungen, Geldsorgen und Zukunftspläne für die Kammerspiele

Die größten Feinde der Kammerspiele sind eine wahrlich „merkwürdige Koalition“ (Ulrich Waller, der künstlerische Leiter): Ein Opernagent, ein Pornoproduzent und eine spanische Generalkonsulin, allesamt Nachbarn des Theaters, machen dem gebeutelten Team das Leben mit Klagen und Beschwerden schwer. Als hätten die beiden künstlerischen Leiter Ulrich Tukur und Ulrich Waller sowie die Geldgeber Jürgen Hunke und Dirk Schmidt-Prange nicht schon genügend Sorgen.

Trotz eines deutlichen künstlerischen und finanziellen Aufschwunges nach zuletzt drei Intendanten-Pleiten – die Zuschauerzahlen wurden verdoppelt, die Presse äußerte sich überwiegend sehr positiv über die Produktionen – tritt Hunke deutlich auf die Euphoriebremse. Das Ganze „bleibt ein Experiment“ stellte der kaufmännische Geschäftsführer und Theatermitbesitzer bei der gestrigen Spielzeit-Pressekonferenz glasklar fest. Doch trotz 3,5 Millionen Mark Verbindlichkeiten und weiterem Bedarf von 1 Millionen Mark wollen die beiden Gesellschafter vorerst bei der Stange bleiben. Der Erfolg verlangt es ja auch geradezu.

Trotzdem Waller überrascht feststellen mußte, daß der Theaterbereich letzte Saison ganz wider aller Erwartungen den Kabarett-Bereich an Popularität weit überholt hat, steigt das Barometer der Pläne ganz deutlich in Richtung leichterer, TV-kompatibler Unterhaltung. Der Fernsehproduzent Horst Königstein wird mit Nadja Tiller und dem Verbotene Liebe-Hansel Andreas Brucker die große Eröffnungspremiere mit einer Joan-Crawford-Revue Nächte mit Joan erstellen, die Hausherren knüpfen mit Einmal Casanova sein an ihr Blaubart-Projekt an, Kabarettist Matthias Beltz schreibt und inszeniert ein Stück mit Ulrich Wildgruber und die Missfits werden ebenfalls ein Theaterstück erarbeiten. Horst Schroth und Senta Berger sind weitere fernsehbekannte Angebote.

Alle echten Theaterstücke sind Übernahmen aus der letzten Saison. Ein Weihnachtsmärchen, ein Krimi von Frank Göhre und ein weiteres Projekt des jungen Falk Richter für Marie Bäumer, dem Plötzlich-Star aus Männerpension, runden das Programm ab. Mit dem vorher im Schauspielhaus gastierenden Endspiel mit Heinz und David Bennent und einer Mercier und Camier-Produktion mit Otto Sander und Peter Fitz würdigt das Theater den 90. Geburtstag von Samuel Beckett vom 13. April. tlb

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