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Militarisierung

■ betr.: Öffentliche Vereidigung am 31. 5., Schloß Charlottenburg

Ich will kein öffentliches Gelöbnis hier und jetzt! In dieser friedlichen Zeit ruft die öffentliche militärische Präsentation in mir Angstgefühle hervor. Angst vor sich mit plumpem Nachplappern ihrer Verantwortung für zukünftige Gewalttaten im Rahmen ihres Dienstes bei der Bundeswehr entledigender junger Männer, vor Unberechenbarkeit ihres Tuns, vor blindem Dienen für das „Vaterland“, denn all dies wurde uns in der Geschichte dieses Jahrhunderts schon einmal zum Verhängnis.

Bereitschaft zum Gehorsam sollte heute durch Erkenntnis, nicht durch aufgezwungenen Eid wachsen, soziale Sicherheit, Fürsorge und Nächstenliebe erkämpft und gelebt werden, nicht öffentlicher Eid sich zu Gewalt im Dienst des Staates Bekennender.

Wenn meine Kinder in einigen Jahren fragen werden: Wie hat sich diese Militarisierung angebahnt?, wird eine öffentliche Gelöbnisfeier in Berlin nicht unangesprochen bleiben. Und wenn sie mich fragen werden: „Was hast du damals dagegen getan?“, werde ich berichten, daß ich an meine Mitmenschen appelliert, sie zu zivilem Ungehorsam gegenüber dem Militarismus aufgerufen und gegen die öffentliche Gelöbnisfeier demonstriert habe, daß ich mich schäme, ob des mangelnden Feingefühls dieser Stadt und an die Bundeswehr appelliere: Öffnet den Weg zu einer friedlicheren Welt durch rechtzeitigen Abtritt! Carola Schulze

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