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„Ein Gefühl wie Fliegen“

■ Patrick Guio ist ein talentierter Trampolinturner. Der 18jährige will an diesem Wochenende Hamburger Jugendmeister werden

Beim Trampolinturnen muß man Haltung zeigen, sonst wird man nichts. Das weiß auch Patrick Guio vom Bramfelder SV. Der 18jährige ist einer von 350 Vereinsturnern in Hamburg und erst seit einem Jahr dabei. Sein Trainer, Olaf Schmidt, hält schon jetzt große Stücke auf den höheren Handelsschüler. „Mit etwas Glück kann Patrick Hamburger Jugendmeister werden“, sagt der ehemalige Vize-Weltmeister über „das Riesentalent“. Die taz sprach vor den morgen beginnenden Titelkämpfen mit dem 1,72 Meter großen und 65 Kilo schweren Athleten.

taz: Kommst du bei den Sprüngen mit den Händen an die Decke?

Patrick Guio: Nein, ich schaffe derzeit um die fünf Meter. Die Spitzensportler kommen bis zu acht Meter hoch, dafür ist in der gut sieben Meter hohen Hallendecke extra eine Art Loch gelassen worden.

Wird dir nicht schwindelig?

Nur wenn man zur Decke guckt, die scheint dann auf einen runterzukommen. Es ist aber sowieso besser, immer vor sich auf das Tuch (in 1,15 Meter Bodenhöhe bei einer Sprungfläche von 4,20 x 2,70 Metern; die Red.) zu blicken, weil man stets wissen muß, wo man gerade ist. Wenn man auf dem Kreuz in der Mitte turnt, ist das die ideale Position.

Was passiert, wenn man von der Ideallinie abkommt?

Das gibt Abzüge bei der Wertung. Man muß aufpassen, daß man nicht über das Tuch wandert und am Rand landet, wo die Federn sind. Dann kann es riskant werden.

Wie häufig sind Verletzungen?

Nur Laien verletzen sich oder Leistungsturner, wenn sie unaufmerksam sind. Wir lernen, richtig zu fallen. Man muß Körper und Geist beherrschen. Wenn man geistig Probleme hat, kann man die Sprünge nicht steuern. Man muß genau ausrechnen, wann man für eine Schraube den Arm zur Seite nimmt oder wann man beim Doppel-Salto die Beine strecken muß, um wieder zum Stehen zu kommen.

Warst du schon verletzt?

Ja, einmal am Rücken.

Seitdem hast du Angst.

Nur ein bißchen, wenn ich neue Sprünge lerne. Eigentlich kann nichts passieren: Zur Sicherung ist an jeder Stirnseite ein Weichboden, an den Längsseiten stehen jeweils zwei Helfer. Zur aktiven Hilfestellung ist immer noch ein Übungsleiter oben auf dem Rahmen des Trampolins.

Welche Sprünge machen dir noch Probleme?

Den zweifachen Salto schaffe ich schon, den dreifachen, einen sogenannten Triffis, noch nicht. Manche der vielen hundert Sprünge lernt man sehr schnell, für andere braucht man Monate.

Wie oft trainierst du?

Dreimal die Woche, im ganzen acht Stunden, zu Hause mache ich Gymnastik. Das muß sein, ich will eine gute Kür schaffen. Ich muß im Wettkampf zehn verschiedene Sprünge in circa einer Minute direkt nacheinander turnen. Es werden Haltung und Schwierigkeit der Übungen bewertet. Haltung ist wichtiger, weil sie dreifach zählt.

Was zählt für dich am meisten?

Daß es im Bauch kribbelt, wenn man turnt – ein Gefühl wie Fliegen.

Fragen: Clemens Gerlach

Die Wettkämpfe finden am Wochenende in der Bramfelder Sporthalle Höhnkoppelort statt.

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