piwik no script img

Gute Verbindungen

■ Lauck-Prozeß beleuchtet Kontakte von deutschen und amerikanischen Neonazis

Auch wenn er der Angeklagte ist: Mit dem, was Garry Rex Lauck gestern vor dem Hamburger Langericht vorgelesen bekam, dürfte er sehr zufrieden sein. Der Vorsitzende Richter Günther Bertram zitierte aus Briefen Laucks an „Kameraden“ in Europa – und entblößte damit, wie problemlos der Vertrieb faschistischer Propaganda über 20 Jahre lang seinen Weg aus den USA nach Deutschland, Holland, Dänemark, Schweden, England, Frankreich und Spanien fand.

Lauck, offizieller Gründer der US-amerikanischen NSDAP/AO und Herausgeber des NS-Kampfruf, ist neben der Verbreitung von Propagandamaterial verfassungswidriger Organisationen wegen Volksverhetzung und der Aufstachelung zu Rassenhaß angeklagt. Mehrere Briefe, die er im Zeitraum zwischen 1990 und 1995 an den Hamburger Neonazi Christian Worch geschrieben hatte, zeugen von dem Kontakt des angeklagten Neonazis zu deutschen Gesinnungsfreunden. Auf dem Postweg wurde Organisatorisches geklärt, Artikel, Drucktermine und die Anzahl auszuliefernder Exemplare des NS-Kampfruf vereinbart.

Gegenüber dem Hamburger Rechtsradikalen gegenüber brüstete sich Lauck wegen der vermeintlichen Fortschritte der NSDAP/AO: Aufkleber würden mittlerweile in 9 verschiedenen Sprachen gedruckt, für den NS-Kampfruf bekäme er Leserbriefe aus 16 Ländern. Die Reaktionen seien durchweg positiv. Spenden, Fördermitglieder – „der Untergrundkampf unserer Organisation“, so beispielsweise Lauck an Worch im April 1992 „ist in der Nachkriegsgeschichte des besetzten Deutschland einmalig“.

Der Kontakt ging jedoch über die Organisation des Postvertriebes weit hinaus. Indizien legen nahe, daß Lauck maßgeblich an der Planung des alljährlichen Gedenkmarsches für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß in Wunsiedel beteiligt war. 1992 etwa empfahl er Worch, den staatlichen Behörden keine „Ausrede für ein Verbot für 1993 zu schaffen“. Er selbst wollte im NS-Kampfruf für eine breite Teilnahme am Gedenkmarsch im Folgejahr aufrufen. Elke Spanner

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen