: Plätze für Anwohner
■ St. Pauli Nord: Parteien und Kaufleute streiten um Anwohnerpark-Konzept
Nervige Parkplatzsuche soll im Norden St. Paulis ein Ende haben – zumindest für AnwohnerInnen. Schon Anfang 1997 könnte das geplante Anwohnerparken zwischen Reeperbahn, Bernstorffstraße und Budapester Straße eingeführt werden. Wie – das erklärt ein druckfrisches Gutachten, das die Baubehörde in Auftrag gab, und das der Verkehrsausschuß und die Parteien im Bezirk Mitte sowie die Interessengemeinschaft (IG) St. Pauli gerade heftig diskutieren.
Bestimmte Parkplätze würden für eine Gebühr von 60 Mark im Jahr nur den St. PaulianerInnen vorbehalten und als solche gekennzeichnet. Touristen müßten auf Parkhäuser am Spielbudenplatz und am Millerntor ausweichen. St. Pauli-Nord soll in fünf Zonen eingeteilt werden: Von den 200 Stellplätzen in Zone A (Schilleroper) sollen tags 95 und nachts 182 für Anwohner reserviert sein. Fast alle 369 Parkplätze in Zone B (Annenstraße, Paulinenstraße) sollen nachts für Fahrzeuge der Wohnbevölkerung bereitstehen. Zone C (Große Freiheit, Clemens-Schulz-Straße) und D (Detlev-Bremer-Straße) gehören tags zur Hälfte den Anwohnern. In Zone E (rund um die Friedenskirche) soll Anwohnerparken eventuell nachträglich eingeführt werden.
Neu sind auch die Kurzzeitparkplätze: Dort, wo man früher nachts kostenlos parken durfte, sollen künftig auch von 18 bis 8 Uhr Gebühren für je vier Stunden bezahlt werden: Das soll Dauerparker vertreiben und das Stadtsäckel füllen.
Während Anwohner sich auf streßfreies Parken freuen, bangen Kaufleute um ihre Kundschaft. Gehfaule, so fürchten manche in der IG St. Pauli, würden die Amüsiermeile meiden, wenn man sie zwänge, das Gefährt beim Besuch aus den Augen zu verlieren.
Solch verkehrspolitisch-reaktionären Einwände dürften sich nicht durchsetzen: „Im Verkehrsausschuß haben wir die Mehrheit“, ist Markus Schreiber, SPD-Abgeordneter in Mitte, zuversichtlich. Die Sozis befürworten die baubehördlichen Planungen. Aber als Mitglieder der IG St. Pauli, die das Anwohnerparken skeptisch beäugt, dürften die Interessen arg kollidieren. H.Haarhoff
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