: Polizeitritt gegen Schwangere?
■ Neue Mißhandlungsvorwürfe gegen Beamten der Hauptbahnhof-Revierwache 11 / Polizei spricht von haltlosen Behauptungen Von Marco Carini
Wahrheit oder Dichtung? Ein Wandsbeker Ehepaar erhebt neue Mißhandlungs-Vorwürfe gegen einen Beamten der berühmt-berüchtigten Hauptbahnhofwache 11. Vergangenen Mittwoch soll der Polizist die schwangere Hausfrau Nicole Sch., die sich als Zeugin in einer Diebstahls-Ermittlung zur Verfügung stellen wollte, mit dem Knie in den Unterleib gestoßen und sie mit roher Gewalt aus dem Revier befördert haben. Die 32jährige hatte den Beamten nach eigenen Angaben bereits vor dem Tritt über ihre Schwangerschaft unterrichtet.
Während ihr Ehemann, Wolfgang Sch., noch in der Nacht Anzeige gegen den ihm nicht namentlich bekannten Polizisten stellte, spricht Polizeisprecher Hartmut Kapp von „wissentlich falschen Beschuldigungen“, die ein Ermittlungsverfahren gegen die beiden Anschuldiger nach sich ziehen könnten. Kapp: „Darüber muß die Staatsanwaltschaft entscheiden, der in Kürze das Ermittlungsergebnis der eingeschalteten Dienststelle Interne Ermittlungen (DIE) vorgetragen wird“.
Nach Angaben des Wandsbeker Pärchens hatte sich Wolfgang Sch. am Mittwoch gegen 22 Uhr in die Hauptbahnhofwache begeben, weil er kurz zuvor Zeuge einer Kleinbetrügerei in einer Kneipe in der Bremer Reihe gewesen war, in deren Folge die Polizei alamiert wurde. Da der Geprellte ein Bekannter von Wolfgang Sch. ist, hatte der 42jährige selber in den Vorfall eingegriffen und wurde auf der Wache zunächst als möglicher Täter verdächtigt und in eine Zelle geführt.
Als Nicole Sch. kurz darauf ebenfalls auf dem Revier eintraf, um zu den Kneipen-Vorfällen eine Aussage zu machen, sei ihr das verwehrt worden. Was dann geschah, schildert Nicole Sch. so: „Ein Beamter packte mich mit den Worten ,raus hier' unsanft an der Schulter. Ich habe ihn aufgefordert mich sofort loszulassen und darauf hingewiesen, daß ich schwanger bin.“ Daraufhin habe der Polizist ihr so massiv „mit dem Knie in den Unterleib getreten“, daß sie „zu Boden stolperte“.
Anschließend habe der Beamte sie „erneut gepackt und äußerst rüde aus der Wache gestoßen.“. Die Folge der behaupteten Sonderbehandlung: Die 32jährige mußte anschließend mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht werden.
Aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens ist die Polizei bislang noch nicht bereit, eine Detail-Darstellung des Wachen-Nahkampfes aus ihrer Sicht abzugeben. Polizei-Sprecher Kapp betont jedoch: „Die hier vorgetragenen Vorwürfe haben sich aufgrund der Ermittlungen der DIE als haltlos und voller Widersprüche erwiesen.“ Kurios daran: Die DIE-Ermittler haben das angebliche Opfer bislang noch gar nicht vernommen.
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