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Die Lücke

1.) Jetzt ist sie weg. Die vordere Fundushalle auf Kampnagel, der nächste Verlust eines einst riesigen Fabrikkomplexes. Doch schon wird für die Lücke neu geplant. Eine Senatsdrucksache, die im Juli das Gremium passieren soll, sieht vor, daß hier ein Baukörper hinkommt, der an die hintere Halle anschließt. Fünfgeschossige Bürorandbebauung an der Barmbeker Straße mit einer Eingangssituation für das Theater, Wohnbebauung an Stelle des Casinos an der Jarrestraße und eine Haus-im-Haus-Lösung für die verschonte Fundushalle, so lauten die Festschreibungen für mögliche Investoren. 7,8 Mio. Mark aus dem Verkauf soll Kampnagel für Sanierungszwecke und ein Zentralfoyer erhalten. Eine eingeschossige Tiefgarage ist zusätzlich geplant. Die Lücke als Intermezzo.

2.) Udos St. Pauli-Besoffenheit muß jedem peinlich sein, der das Quartier kennt. Daß sein Konterfei jetzt auf einem riesigen Vorhang am Millerntor prangt, hat einen Scherzbold mit der Schere zur persönlichen Rache für soviel Klischee-Lügen gereizt. Eine Adolf-Lücke als Denkzettel für quälende Hamburgensien eines Rock-Greises.

3.) Andy Warhol schrieb einst begeistert über die schlechten Zähne der Clash, als diese in New York auftraten. Derartige Symbole mieser Sozialleistungen oder ungeglätteter Lebensführung aber mögen Viva und MTV gar nicht. Deswegen mußte Frank Spilker, Sänger der Sterne, zum Zahnarzt. Mit Zahnlücke keine Video-Präsenz, lautete die Kommerz-Vorgabe. Spilkers Zahnreihe ist wieder vollständig. Die Zahnlücke als horror vacui der Mediengesellschaft.

4.) Dies ist die ausgeschriebene Zahl des 28,8 Milliarden-Schuldenstands, den der Hamburger Senat bei Banken hat. Mit Sicherheit die bitterste Lücke.Fotos: Henning Scholz (3), jms

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