Fremdsprachenkurse

■ Czech führen TripHop nach Bremen ein

Eine weitere Stufe im hiesigen TripHop. Während Cyan recht holprige Übertragungen des Bristoler Heimatgewächses in deutsche Wiesen probten und eine Chansonette a la Berlin der 20er Jahre auf die Rumpelbeats stellte, gehen Czech behutsamer vor. Das Duo aus Bremen bedient sich fremder Zungen, um diese zu vereinnahmen.

Im Gewässer von Nicolette wildernd, die ja wiederum Billy Holiday fleddert, verlängert Katharina Gorecki diese Reihe umstandslos weiter an die Weser. Dabei ist insbesondere die Single-Auskopplung „I Do Believe“ verstörend geraten. In diesem Stück, in dem die Möglichkeiten der Liebe eingeschränkt werden, tragen Streicher die Trauer über eine mittelmäßige Liebe weiter, an die man eben glauben muß, weil man nichts anderes kennt. Bis Scratch-Geräusche langsam zum kathartischen Refrain überleiten, einem besonnenen Einverständnis mit dem zwischenmenschlichen Mittelmaß und all dem, was Zugeständnisse verlangt. Fast zum Hohn klappt ein „One for the money, one for the show“ nach. Eine notwendige Inszenierung von Liebe?

Man sieht schon: die verschlüsselten Texte, die stark über den Tonfall funktionieren, sind eine Hommage an Portishead. Deutlicher noch „Nobody“, das den „Nobody loves me like you do“-Refrain von Portishead in ein egozentrisches „Niemand kennt mich wie ich selbst“ wendet. Indem so eigene Nuancen auftauchen, interpretieren Czech ihre Vorbilder aus Bristol mehr, als diese nachzuahmen.

Allerdings vertäut Mr.Hart, der Beatmeister der HipHop-Band Saprize, die Chanson-Stimme seiner Partnerin in entsprechenden Stimmungen und verdammt sie so zur schlichten Mood-Musik. Live werden allerdings die angekündigten Streicher und der Flügel auf der Bühne die notwendige Dekadenz herbeizwingen.

Volker Marquardt

Do, 6. Juni, 21 Uhr, Funky Pussy Club