: Wer ist Eisenia foetida?
■ Hanf-Waffeln waren leider aus, aber dennoch ging es recht vergnüglich zu beim Tag der Umwelt in Rothenburgsort Von Vera Stadie
Waffeln aus Hanf? Bei der Hamburger Umweltbehörde? Städtisch geförderter Rauschmittel-Verkauf? Als die taz-ReporterInnen an den Tatort, einen Innenhof in Rothenburgsort, gelangen, ist das verdächtige Gebäck leider schon vergriffen. Die jugendlichen, teilweise minderjährigen KonsumentInnen geben an, es sei sehr lecker gewesen, aber nicht berauschend.
Der Waffelbäcker – er gibt sich als Mitarbeiter des Umweltzentrums Karlshöhe aus – weiß warum: Das mit dem Rausch sei Fehlanzeige, weil der Stoff, aus dem das Haschisch ist, Tetrahydrocannabiol, nur in den Blattspitzen und Blüten der Hanf-Pflanze enthalten ist. „Sie schützt sich damit vor den UV-Strahlen der Sonne“, klärt er auf und dreht seelenruhig eine neue Ladung THC-freie Hanfkörner durch die Getreidemühle.
Damit haben wir noch lange nicht ausgelernt am gestrigen Tag der Umwelt, zu dem die Umweltbehörde, seit einem Jahr in Rothenburgsort ansässig, die BewohnerInnen des Stadtteils – vor allem die Kinder – geladen hatte. 600 Kinder aus Schulen und Kindergärten der Umgebung kamen, Stadtreinigung und Nutzmüll, Verbraucherzentrale und Wasserwerke hatten ihre Stände aufgebaut.
Wo sonst Beamte zwischen Rhododendren vom Büro zur Kantine flanieren, tobt das Leben. Vor allem das Umwelt-Quiz bringt die Kinder auf Trab. Wie kann man einen Hundert- von einem Tausendfüßler unterscheiden? Der Schüler nagt ratlos am Bleistift. Hätten Sie's gewußt? Der Hundertfüßler läuft schneller. Außerdem ist er im Gegensatz zum vegetarischen Kollegen Fleischfresser, ist am Infostand zu erfahren.
Das hätten wir. Jetzt kommt eine schweißtreibende Aufgabe: Wenn man durch das Treten auf dem Heimtrainer ein Radio, mehrere Glühbirnen und einen Wasserkocher betreiben will, muß man ganz schön strampeln! Zum Ausgleich folgt die intellektuelle Herausforderung. Wer zum Teufel mag Eisenia foetida sein? Nobelpreisträgerin für Literatur? Blume des Jahres '96? Weit gefehlt. Es ist der Kompostwurm in der Wurmkiste von Nutzmüll e.V. Und wenn ich alles richtig beantwortet habe, gewinne ich vielleicht den zweiten Preis: einen Tag mit dem Förster im Wald.
Auch in anderen Stadtteilen haben die Kinder den gestrigen Tag der Umwelt in die Hand genommen. Umwelt-, Tier- und Naturschutz ist für die meisten unter 13jährigen sowieso Thema Nummer 1. In der Gesamtschule Kirchdorf hat die Klasse 7c das Dach des Schulpavillons bepflanzt. Die Klasse 2a der Schule Schottmüllerstraße hat im Schulgarten Nistmöglichkeiten für Hummeln gebaut. Und die Klasse 1a der Schule Schimmelmannstraße hat rund ums Jenfelder Moor Müll gesammelt – den die blöden Erwachsenen dort fallen gelassen haben.
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