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Nur in Bremen vorn

■ Neue Medien-Analyse: Einbruch von 25 Prozent bei Hansawelle / „Melodie“ erreicht 6,6 Prozent der Bremer Hörer

„Radio Bremen behauptet seine Marktführerschaft in Bremen“, unter dieser Schlagzeile berichteten die Wellen-Chefs von Radio Bremen gestern über die Ergebnisse der diesjährigen „Medienanalyse“ (MA). 40.000 Menschen werden bundesweit, 1200 in Bremen nach ihren Radio-Vorlieben befragt, die Ergebnisse sind entscheidend für die Preise der Werbeminute.

Radio Bremen hat nach den aktuellen Zahlen mit allen vier Programmen im Lande Bremen einen Marktanteil von 47,5 Prozent (1995: 46,1 %) und also leicht zugelegt. Dabei hat die Hansawelle allerdings 5 Prozent verloren und erreicht nur noch 27 Prozent der bremischen Hörer, das neue 3. Programm „Radio Bremen Melodie“ erreicht dafür 6,6 Prozent. Ein „Nullsummenspiel“, kommentierte der Chef beider Wellen, Christian Berg, diese Zahlen. Die Musikfarbe der Hansawelle wurde „verjüngt“, die Liebhaber deutscher Lieder aufs Dritte verwiesen.

Während das 2. Programm von Radio Bremen von 1,2 auf 2,2 Prozent kletterte, blieb die Jugendwelle Radio Bremen 4 trotz der neuen Konkurrenz von N-Joy mit 15 Prozent konstant. (Das Fenster-Programm des Bremer Privatsenders „Radio 107.1“ ist nicht erfaßt worden, weil Sender unter 6 Stunden täglicher Sendezeit nicht in die MA aufgenommen werden.)

Selbst im Lande Bremen, so zeigen die Zahlen im Umkehrschluß, hören mehr Menschen „auswärtige“ Sender als die von Radio Bremen. Sieht man sich die Zahlen im gesamten Ausstrahlungsgebiet von Radio Bremen an, das den Wirtschaftsraum des Umlandes mit einschließt, verdeutlicht sich dieser Eindruck. Hier ist die Hansawelle insgesamt bei dieser MA von 21,1 Prozent auf 15,1 Prozent der Hörer zurückgegangen. NDR 1 hat derweil seine Führungsrolle von 25,1 Prozent auf 28,2 Prozent ausgebaut, Antenne hat sich im Radio-Bremen-Sendegebiet von 12,1 auf 12,7 Prozent gesteigert, ffn ist von 18,3 auf 13,9 Prozent gefallen. Im gesamten Sendegebiet hat „Melodie“ nur 2,5 Prozent erreicht, und N-Joy hat mit 4,9 Prozent bald RB 4 (8,5%) erreicht.

Für den NDR ist Radio Bremen kein Thema der Konkurrenz. In Niedersachsen insgesamt ist der Marktanteil von Radio Bremen von 7 (MA '95) auf jetzt 5,3 Prozent gefallen, während der NDR mit seinen Programmen 60 Prozent erreicht. Der NDR überschrieb seine Meldung über die neue MA mit der Schlagzeile „Marktführer im Norden“. In Hamburg mit mehreren privaten Programmen kommt der NDR auf 41 Prozent.

Wenn auch Radio Bremen insgesamt keine Hörer verloren hat – für die Werbeeinnahmen dürfte es kaum ein „Nullsummenspiel“ sein. Denn die Werbeeinnahmen, die die Hansawelle verliert, gehen nicht automatisch auf das vergleichsweise kleine „Melodie“-Programm. „Für Euphorie ist kein Anlaß“, sagt denn auch der Sprecher der Anstalt, Glöckner. Die Hansawelle will in den kommenden Monaten Terrain im Bremer Umland wieder wettmachen, ohne Bremen zu vernachlässigen, versichert Glöckner. K.W.

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Daß insbesondere das Flagschiff von Radio Bremen, die Hansawelle, weiter abgesackt ist, überrascht in Hamburg niemanden: Aufgrund der Hörerstruktur hätte eine Positionierung bei den älteren Hörern nahegelegen, nicht die Umstrukturierung mit Zielrichtung Verjüngung. Das neue dritte Programm dagegen kann dagegen für die vergleichbaren NDR-Programme keine Konkurrenz sein, weil es nur „ein halbes Programm“ ist – um 18 Uhr wechselt die Programmfarbe – und weil es ohne Werbe-Kampagne eingeführt wurde.

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