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Himmelfahrt für Nazis

■ Sachsens Soko Rex räumt rechtsextremes Nest in Wurzen aus

Dresden (taz) – Bei einer Großrazzia im Raum Wurzen bei Leipzig hat die Sonderkommission Rechtsextremismus (Soko Rex) des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA) gestern zehn Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren festgenommen. Die Tatverdächtigen sollen, so LKA-Sprecher Uwe Pradel, am Himmelfahrtstag ein Jugendzeltlager in Bennewitz überfallen und drei Personen krankenhausreif geprügelt haben. Ihnen wird schwere Körperverletzung und die Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen vorgeworfen. Die Behörde geht von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.

Am frühen Morgen waren 100 LKA-Beamte und Bereitschaftspolizisten ausgerückt. Die Kleinstadt an der Mulde war schon mehrfach wegen rechtsextremistisch motivierter Gewalttaten aufgefallen: Überfälle auf portugiesische Bauarbeiter, italienische Touristen und Linke. Ausgangspunkt war offenbar immer das gleiche Vereinshaus, die von Sozialarbeitern betreute „Villa Kunterbunt“.

Wurzen ist nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer eines der Zentren von Skinheads in Sachsen, das immer stärker von der NPD angeführt wird. Zum politischen und organisatorischen Kern sollen 30 Personen zählen, darunter auch ehemalige Kader der verbotenen FAP und Wiking-Jugend. Autonome Antifa-Gruppen erklärten mehrfach, daß in Wurzen bereits Kinder für einen „Jungsturm“ rekrutiert werden. Eine im Mai 1995 von Antifa-Gruppen angesetzte Demo gegen Rechtsextremismus war damals von Bürgermeister Anton Pausch (CDU) als „eine Unverschämtheit“ diffamiert und mit Klagedrohungen erwidert worden. Kürzlich wetterte in Leipzig auf einer Tagung ein Vertreter der Wurzener Stadtverwaltung gegen Presseberichte über die rechten Umtriebe in seiner Stadt: „Diese Pressefreiheit destabilisiert die Demokratie!“ dek

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