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Umweltschutz tanzbar

■ Zwischen „Take That“ und Brent Spar: „Greenhouse- Technotour“ im Gaswerk Von Kristof Schreuf

Wo die Musik spielt, kann die Hoffnung auch schon mal grün sein. Ähnliches müssen sich die Angestellten des Greenpeace-Büros in Los Angeles gedacht haben, als sie sich 1993 eine Veranstaltung überlegten, die die Anliegen des Umweltschutzunternehmens mit Jugendkultur verbindet. „Die dachten sich, daß die Techno-Szene politisch noch nicht festgelegt genug ist, um auch schon zu Greenpeace einen Standpunkt parat zu haben“, erklärt sich Gerlinde Geissler von der Konzert-Agentur Lea's Arts das Interesse. Die Überlegungen mündeten in die von Geissler betreute Greenhouse-Technotour, die heute im Gaswerk gastiert.

„Das Desinteresse am konkreten und persönlichen Engagement“ sollen sich nach Auskunft von Greenpeace zum Beispiel die DJs Daniel Klein und „Hottie“ vorknöpfen. Plattenauflegenderweise schärft sich das „Umweltbewußtsein der 14- bis 28jährigen“ und vielleicht auch die Bereitschaft, den irgendwo im Trubel des Gaswerks aufgestellten Info-Stand aufzusuchen. „Mit dem Holzhammer kann man den jungen Leuten ja nicht kommen“, konstatiert Geissler. Die Fähigkeit zur jugendkulturellen Einfühlung der Umweltschützer soll außerdem die live auftretende Techno-Band Deep City belegen.

Was sich bereits jetzt abzeichnet: Ein Statement gegen Intoleranz durch gegenseitige Gutfinderei. Das schlägt bis auf den Ton bei öffentlichen Bekanntmachungen durch: „Die liebevolle Bearbeitung des Projekts“ durch Journalisten wünscht sich die um Einfühlung bei der Greenhouse-Technotour bemühte Konzertagentur. Für eine akustische photosynthetische Tapete suchte Greenpeace ein Muster aus Techno Acts zusammen, das die Hamburger Firma „Edel“ als Compilation auf den Markt rüberwachsen läßt.

Es geht heute in den „unmittelbaren Erlebnis- und Interessenkreis“ der Jugendlichen, die sich die Politik abgewöhnt und das Anschauen von Robbenbabys angewöhnt haben. Die Brücke zwischen Take That und Brent Spar, zwischen Natur und dem, was die Natur alt aussehen läßt: „Mit der durchweg technischen Instrumentierung der Techno-Musiker und DJs bekommt Greenpeace keine Probleme“, erläutert Geissler das Selbstverständnis der Macher der Produkteinführungskampagne. Um-weltschutz kann tanzbar sein, etwa so wie „Jazz gegen Nazis“ und „Rock gegen rechts“.

Nur haben auch die Altvorderen gemerkt, daß die Anrufung der einen durch die anderen mal mehr, mal weniger medienwirksam in Folgenlosigkeit versank. Green-peace dagegen hält sich nur vorläufig „als Ansprechpartner für zu abstrakt“, um den Weg allen Umweltschutzes zu gehen. Dafür kann man schließlich die von der Firma Edel herausgebrachte Schallplatte „im Mid-Prize-Niveau“ von der Veranstaltung mitnehmen. Jugend, der Kampf ums Mitkämpfen geht mit dem Ohr an den Boxen weiter!

Wer die zwei Seiten zur Greenhouse-Technotour mit den lieben Hinweisen auf den ach so unerschlossenen Markt der im falschen Sinne noch grünen Jungen und Mädchen durchgelesen hat, kommt nicht unbedingt auf eine neue Erkenntnis. Aber der Leser erinnert sich vielleicht an eine passende Zeile aus einem Stück des Hamburger Sängers Schorsch Kamerun: „Menschen haben keine Ahnung“.

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