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Weg vom Hau-und-bumm

■ Priester im „Tempel der Eingeweihten“: Seit sechs Jahren kultiviert Abaton-Programmchef Matthias Elwardt seinen Anspruch an ein Filmkunst-Kino

Als Matthias Elwardt 16 war, walzte Bud Spencer durch die norddeutschen Provinzkinos. Genervt vom Ratzeburger „Hau-und-bumm“-Repertoire gründete der katholisch pubertierende Elwardt mit seinem damaligen Mathelehrer eine Film AG, um der schlafenden Kleinstadt ein wenig Filmkunst näherzubringen. Das Programm ging auf. Selbst zu eher nur Liebhabern zugänglichen Meisterwerken wie Roman Polanskis „Das Messer im Wasser“ kamen 200 Aufgeweckte.

Und wenn ihn auch Polanskis „Rosemarys Baby“ in seiner ehrfurchtsvoll von Devotionalien geprägten Sozialisation verstörte, am Kino Blut geleckt hatte er längst. Knapp 20 Jahre später – 1990 – übernahm Elwardt nach einem Betriebswirtschaftsstudium und der nach mehreren Kurzfilmen gewachsenen Einsicht, daß er eher Organisator denn Kreativer sei, den Programmleitersessel von Hella Reuthers im Abaton.

Mit ihm kamen frischer Wind und der „Bloomsday“. Die Idee hatte er nach einem einjährigen Studienaufenthalt in Dublin mitgenommen. Der Leidenschaft für James Joyce frönt er mit ebenso vernarrtem Publikum jeden 16. Juni. Dieser Spaß war seine „Visitenkarte“, die ihn vom Programmchef bis zum Geschäftsführer beförderte.

Sechs Jahre hat Elwardt nun hinter sich und weiter verwachsen mit dem „Tempel der Eingeweihten“ (griech.: Abaton) will er auch. Denn „man kann alles machen. Man sucht Filme aus, fährt zu den Festivals, macht aber auch Sachen wie Bloomsday oder zeigt Filme im Directors cut, wie gerade Ludwig II“. Bei drei Kinosälen ist dieser Anspruch an ein Filmkunstkino nun noch leichter durchzuhalten. Unbehindert vom aktuellen Kinoprogramm können so Filme für ein kleineres Publikum länger laufen und die Nachfrage stillen. Diese ist durchaus vorhanden, trotz der „Leute, die Popcorn-Kino sehen wollen“. „Es ist das gleiche Phänomen, das man auch aus dem Bereich der Literatur kennt“, sagt Elwardt. „Immer mehr Leute sehen immer weniger Filme. Man muß sich strukturell und ökonomisch darauf einstellen, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen.“

Daß dem Kino die Zuschauer weglaufen, ist trendy. Daß es demnächst mit drei Multiplexkinos in Hamburg eine Überversorgung in der Kommerzkinosparte gibt, klar. Aber daß das Fernsehen dem Kino den Rang abläuft, hält der Abaton-Chef für ein Mißverständnis. Natürlich merke man an den Besuchszahlen, daß „was Attraktives im Fernsehen“ laufe. Aber: „Wir Kinoleute sind eben wichtig für alles danach. Wenn wir in Cannes einen Film erfolgreich präsentieren, ist die Gewinnsteigerung enorm, das heißt, beim Fernsehsender kann besser abkassiert werden.“ Erst kommt die Videokassette, dann Pay-TV und zum Schluß das Fernsehen. „Einen Film, der schon auf Video ein Riesenerfolg war, gibt es nicht. Man wird in der Medienindustrie das Kino immer brauchen, damit dieser Zyklus funktioniert“, konstatiert Elwardt selbstbewußt.

Im Fernsehen gebe es nur wenige Nischen für ein kleineres Publikum. Wenn sich auch eine geschmäcklerische Verschiebung von älteren Klassikern hin zu modernen Kultfilmen, wie Mann beißt Hund abzeichnet, so sieht Matthias Elwardt seine und die Zukunft des Abatons doch in der Nische des Repertoireprogramms nach der Devise: „Klasse statt Masse“.

Britt-Kristin Feldmann

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