Kommentar (vgl. S. 22): Ausgeliefert
■ Hansetor gegen große Koalition
Die Bewohner der Hansetor-Siedlung erfahren in diesen Tagen in eigener Sache, was der Wert von Opposition sein kann und was das Risiko zu großer Koalitionen. „Lückenbebauung“ ist in Bremen ein schöngeredetes Ziel: Auf einem alten Industriegelände, wo vor hundert Jahren schon Lacke und Öl in den Boden gesickert sind, wurde auf ihrem Rücken ein kleiner Erfolg produziert. Die intersssierte Baufirma nahm selbst die Bodenproben, brachte sie zu einem von ihr bezahlten Gutachter, der fand dies und das, nichts Besorgniserregendes. Zusammen mit der mündlichen Versicherung der Baufirma, daß ja keine Keller ausgehoben, keine Spielplätze gebaut würden und den Käufern empfohlen werden sollte, das Grundwasser nicht gärtnerisch zu nutzen, reichte das der Fachabteilung der Umweltbehörde für einen positiven Bescheid.
Die Häusle-Besitzer haben damals viel Vertrauen gehabt und nicht einmal einen Notar ihres Vertrauens ausgewählt. So bekamen sie den von Interhomes, den CDU-Politiker und derzeitigen Innensenator Ralf Borttscheller, und der hat sie auch nicht darauf hingewiesen, daß man eine Klausel in den Kaufvertrag hätte aufnehmen können. Mit der großen Koalition streitet sich nun der Geschäftsführer von Interhomes, der frühere Innensenator Peter Sakuth, über mögliche Sanierungkosten. Die Bewohner am Hansetor sind einer wahrhaft großen Koalition ausgeliefert. Klaus Wolschner
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