piwik no script img

Ist das schon Porno?

München (AP/taz) – Stachelt die TV-Sendung „Liebe Sünde“ in unzulässiger Weise den Sexualtrieb auf? Wenn es nach den Staatsanwälten im Land der jodelnden Lederhosen geht, bestimmt. Die haben nämlich besonders genau hingesehen und in 14 der Pro 7-Beiträge allerlei „bildliche Darstellungen sexueller Vorgänge in drastischer Direktheit“ so wie haufenweise „Obszönitäten“ entdeckt. Ein empörter Zuschauer aus Ludwigshafen hatte die Staatsdiener wiederholt zur Medienanalyse aufgestachelt – er fühlte sich durch die „Liebe Sünde“-Sendungen „körperverletzt“ (schmerzhafte Dauererektion?).

Deshalb stehen seit Dienstag die „Liebe Sünde“-Verantwortlichen Matthias Frings, Gabriele Eichinger und Jan Körbelin in München, dem Sitz von Pro 7, vor Gericht. Frings, der frühere Moderator der Sendung, erklärte dort, die kritisierten Beiträge hätten ein „überwiegend positives Echo“ gefunden: „Sogar bei Priestern“. Auch die anderen beiden Angeklagten erklärten, sie stünden ohne Abstriche zu der von der Berliner Firma „mea culpa“ produzierten Sendereihe. Die Verteidigung der drei Angeklagten beruft sich auf das Grundrecht der Kunst- und Pressefreiheit. Die Staatsanwaltschaft argumentiert dagegen, dieses Grundrecht werde durch den Jugendschutz eingeschränkt. Der Prozeß wird voraussichtlich noch bis Freitag dauern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen