■ Mit Grubenbränden auf du und du
: Dioxin im Salat

Gelsenkirchen/Berlin (AP/ taz) – Nach einem viertägigen Brand in der Zeche Hugo in Gelsenkirchen hat das Umweltministerium von Nordrhein- Westfalen erhöhte Dioxinwerte in der Umgebung festgestellt. Bärbel Höhn, NRW-Umweltministerin von Bündnis 90/Die Grünen, warnte am Dienstag vor dem Verzehr von Salat aus den Schrebergärten und Balkontöpfen.

Zwischen 19 und 76 Nanogramm (milliardstel Gramm) Dioxin hatten die staatlichen Immissionswächter in den Blättern des Gemüses gemessen. Nach einer Behördenempfehlung sollten zum Verzehr bestimmte Pflanzen weniger als 10 Nanogramm Dioxin enthalten. Dioxin ist krebserregend und erbgutverändernd. „Die ermittelten Werte sind erschreckend hoch“, sagte Höhn. Die untersuchten Salatköpfe seien vor der Untersuchung sogar abgewaschen worden. „Ich warne ausdrücklich davor, Pflanzen aus dem Garten der Umgebung der Zeche zu essen“, sagte sie.

In Blättern von Haselnußsträuchern in Gelsenkirchen fanden die Umweltmeßbeamten gar zwischen 59 und 426 Nanogramm der giftigen Substanz. In Nußsträuchern und deren Früchten sammelt sich Dioxin besonders gern und reichhaltig. Für ZechennachbarInnen birgt dies zumindest keine größeren Nachteile: In der Gegend stehen nur vereinzelt Haselsträucher. Auch Kinder sollen angeblich weiter unbeschadet in der Sandkiste buddeln können. Proben aus Sandkästen auf Kinderspielplätzen wiesen nach Angaben der Umweltministerin nur leicht erhöhte Dioxinwerte auf. Dennoch hat die Stadt Gelsenkirchen den Sand vorsorglich ausgetauscht.

In einem Schacht der Zeche Hugo hatte sich am Sonntag, dem 2. Juni, wahrscheinlich ein Förderband entzündet. Bis zum 6. Juni brannten auf einer Strecke von 800 Metern ein Gummiförderband, Kabel und Kunststofftröge. In einer riesigen schwarzen Wolke hatten sich Ruß und mit ihm das bei Verbrennung entstehende Dioxin in die Gegend entladen. Aus 1.200 Meter Tiefe eruptierte das Gift und legte sich auf Pflanzen, Gartenmöbel und Häuserdächer. Weil nur 35 Kumpel einer Wartungsschicht im Schacht gearbeitet haben, kam niemand zu Schaden. Der Schacht brannte tagelang, da die Feuerwehrleute lediglich zwei Stunden hintereinander in der Zeche löschen konnten.

Die Immissionswächter von Stadt, Land und der Ruhrkohle AG hatten schon während des Brandes gemessen, jedoch nichts gefunden. Bis Ende dieser Woche wollen Stadt und Land weitere Proben nehmen und das verseuchte Gebiet näher eingrenzen. ufo