piwik no script img

Lebendiges Umfeld

■ Der dritte Band von „Kultur, Medien und Recht“ widmet sich Hamburg

In kaum einer deutschen Stadt landen mehr Bewerbungen von angehenden Journalisten, die sich einen Praktikumsplatz bei einem Radiosender oder einer Tageszeitung sichern möchten, als in Hamburg. Die Hansestadt ist das Mekka aller Wolf Schneiders oder Stefan Austs in spe.

So widmet sich der dritte Band der Reihe Kultur, Medien und Recht – ein engagierter Versuch der Klärung zahlreicher Fragen aus dem Mediendschungel – dann auch ausschließlich dem „Medienplatz Hamburg“. Auf 204 Seiten referieren die Autoren Thomas Kirsch und Hermann-Dieter Schröder über die Bedeutung, Entwicklung und Zukunft von Springer, Gruner + Jahr, Bauer und Co. Die umfangreichen Verflechtungen innerhalb der Medienszene werden thematisiert. Der Springer Verlag beispielsweise kaufte sich zu 27 Prozent bei Sat 1, zu 24,9 Prozent beim Deutschen Sportfernsehen und zu 35 Prozent bei Radio Hamburg ein, Gruner + Jahr investierte mit Bertelsmann bei Premiere und RTL 38,9 und 37,5 Prozent.

Auch auf die Frage, warum es so viele Sender und Verlage in die Regenstadt ziehe, wissen der Ex-Wirtschaft- und Politik-Student Kirsch und der Soziologe Schröder die Antwort: „Das lebendige Umfeld und die Möglichkeit für die Mitarbeiter, Besorgungen zu erledigen und essen zu gehen.“ Wenn es so einfach ist!

Keine Fotos, statt dessen hochwissenschaftliche Schwarzweiß- Grafiken und Tabellen, die aus dem neuesten Kalkulationsprogramm zu stammen scheinen, machen den Blick auf das Faktenmeer in der Medienlandschaft frei. Schlappe 39,80 Mark muß der Teilstudiengang-Journalistik-Student für das Buch mit Diplomarbeitscharakter berappen. Ansonsten zu empfehlen für Neueinsteiger und alle, die beim Bewerbungsgespräch mehr über den Verlag wissen wollen als ihr Chef.

Michael Quell

Thomas Kirsch/Hermann-Dieter Schröder: Medienplatz Hamburg, Verlag Kammerer & Unverzagt/Christians Verlag, 204 S., 39,80 Mark

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen