Rekord-Wirrwarr bei Schwimmern

■ Nur nicht bei Sandra Völker: Sie ist Weltrekord geschwommen

Nick J. Thierry in Toronto ist der führende Schwimm-Statistiker, der Bestenlisten und Rekorde auf den aktuellen Stand bringt. Wer sich im internationalen Rekord-Dschungel verirrt hat, konsultiert den Generalsekretär der International Swimming Statisticians Association (ISSA). Guter Rat von ihm ist in letzter Zeit besonders häufig gefragt.

Der Weltverband FINA führt derzeit zwar „nur“ 76 offizielle Weltrekord-Strecken (34 auf der 50-Meter-Bahn/42 auf der Kurzbahn), doch manchmal ist der Wirrwarr nicht mehr zu durchschauen: Weltrekord? Weltbestleistung? Neue Strecken? Selbst die FINA-Zentrale in Lausanne ist bei besonders kniffligen Fällen oft überfragt. „Nein, nein, Weltrekorde über 50 m Rücken, Brust und Schmetterling haben wir nur auf der Kurzbahn eingeführt“, stellte FINA-Direktor Cornel Marculescu klar. Noch im September bei der WM in Rom wurde der Presse mitgeteilt, daß sechs neue 50-m-Strecken auch auf der Langbahn ab 1. November 1994 „weltrekordwürdig“ sind.

Sandra Völker hatte am Dienstag jedenfalls doppelten Grund zur Freude: Die 20jährige Hamburgerin geht definitiv als erste Kurzbahn-Weltrekordlerin über 50 m Rücken (27,86 Sekunden) in die Annalen der FINA ein. Bester „Beweis“ dafür sind die 1.500 Dollar Rekord-Prämie beim Weltcup in Hongkong. Selbst Experten rätselten nach dem Coup der Hanseatin: War es wirklich ein Weltrekord? Dann hätte sie doch die Weltbestzeit (27,62) der Chinesin Xiuyu Bai (15. März 94 in Malmö) zumindest um 1/100 unterbieten müssen? Doch Bai wurde noch beim Weltcup in Malmö von den Doping-Fahndern ertappt und „verlor“ ihre Weltbestzeit. dpa