: Der Name der Nachbarin
■ Altona: Teil der Museumstraße soll in Betty-Levi-Passage umbenannt werden
Als Gedenken an die Ermordeten des Nazi-Regimes soll der Abschnitt der Museumstraße direkt vor dem Altonaer Rathaus in diesem Spätsommer doch noch in Betty-Levi-Passage umbenannt werden. Darauf verständigten sich jetzt GAL-Fraktionschef Olaf Wuttke und der Staatsrat der Justizbehörde, Hans-Peter Strenge. Das Senatsamt für Bezirksangelegenheiten bestätigte gestern, „daß es diese Vorbereitungen gibt“.
Damit wird ein monatelanger Streit zwischen Bezirk und Senatsamt beigelegt. Bereits Anfang 1995 hatten sich Altonaer Bezirkspolitiker dafür eingesetzt, 50 Jahre nach Kriegsende eine Straße in Ottensen – stellvertretend für die vielen NS-Opfer – nach der 1882 geborenen Jüdin Betty Levi zu benennen. Gedenken, so die Forderung, solle ganzjährig und abseits der Daten offizieller Betroffenheitspflicht stattfinden. Sie war am 11. Juli 1942 von den Nazis nach Auschwitz deportiert und vermutlich noch im selben Monat dort ermordet worden. Betty Levi hatte jahrelang mit ihrer Familie in der Klopstockstraße 23 in Ottensen gelebt, bis ihr Haus während der Nazi-Diktatur enteignet wurde.
Die ursprüngliche Idee, die Boninstraße umzubenennen, scheiterte am Widerstand des Senatsamts: „Verwaltungsaufwand“ und die „Belastung für die Anwohner“ seien unzumutbar. Neue Visitenkarten und Briefpapier müßten schließlich gedruckt werden. Nach den Richtlinien des Senats fänden Straßenumbenennungen allenfalls statt, wenn es sich „um wichtige historische Persönlichkeiten handelt“. Betty Levi gehörte offenbar nicht dazu.
Daß jetzt eine Ausnahme gemacht und sogar der prominenteste Teil der Museumstraße vorm weißen Rathaus zwischen Ottenser Marktplatz und Klopstockstraße doch in Betty-Levi-Passage umbenannt wird, liegt wohl daran, daß „die einzigen ,Anwohner' das Bezirks-Rathaus sowie ein Denkmal sind“, vermutet Wuttke.
Heike Haarhoff
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