: Arafat will seinen Gegner mundtot machen
■ Israelisches Menschenrechtszentrum fordert Freilassung von Ijad Sarradsch
Tel Aviv (taz) – Das israelische Menschenrechtszentrum B'Tselem hat jetzt von dem gegenwärtigen Vertreter der Europäischen Union in Ostjerusalem, dem italienischen Konsul Enbrico Nardi, um dringende Intervention bei der palästinensischen Selbstverwaltungsbehörde zur Freilassung des Psychiaters Ijad Sarradsch gebeten. Der Leiter der unabhängigen palästinensischen Kommission für Bürgerrechte war am 10. Juni zum dritten Mal innerhalb eines halben Jahres von der palästinensischen Polizei verhaftet worden. Er soll im Gefängnis von Gaza gefoltert worden sein.
B'Tselem fürchtet, daß der Kritiker von Jassir Arafat und dessen Autonomierverwaltung zum Schweigen gebracht werden soll. Der Menschenrechstaktivist und Direktor des „Mental Health Centers“ in Gaza befinde sich deshalb in Lebensgefahr. Nur durch massiven Druck auf Arafat und seine Behörden könnten seine elementaren Rechte gewahrt werden, heißt es von B'Tselem. Sieben israelische Menschenrechtsorganisationen haben in einem Schreiben an den obersten Staatsanwalt der palästinensischen Selbstverwaltung in Gaza, Chaled al-Kidra, um Erlaubnis gebeten, Sarradsch im Gefängnis zu besuchen.
Kurz vor seiner letzten Festnahme hatte Sarradsch in einem Interview mit der linken israelischen Zeitschrift Challenge gesagt: „Man muß entweder den Mund halten und sich täglich vor lauter Angst langsam umbringen, oder man muß in Würde leben und die Verantwortung für die eigenen Taten übernehmen.“
Sarradsch wurde offensichtlich erneut verhaftet, um zu verhindern, daß er einen Prozeß gegen die palästinensischen Behörden führt. Weil bei der Durchsuchung seines Büros angeblich ein Päckchen Haschisch gefunden wurde, droht ihm ein Gerichtsverfahren wegen illegalen Drogenbesitzes. Palästinensische Menschenrechtsorganisationen fordern die internationale Öffentlichkeit auf, Protesttelegramme an die palästinensischen Behörden und Arafat zu schicken und auf die sofortige Freilassung Sarradschs zu drängen. Amos Wollin
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