piwik no script img

Gefallen oder geprügelt?

■ Abschiebehäftling am Kopf verletzt

Wurde der türkische Abschiebehäftling Adem Aslam von Justizbeamten im Abschiebeknast Glasmoor verprügelt oder ist er nur gestolpert? Fest steht, daß der 32jährige am 7. Juni von Landeskriminalbeamten zur Abschiebung abgeholt werden sollte. Es kam zu einem gewalttätigen „Zwischenfall“, den die Mitgefangenen gehört haben und den die Justizbehörde bestätigt. Anschließend wurde der Verletzte mit einem Krankenwagen und einer Polizeieskorte ins Krankenhaus Barmbek gebracht. Zur Zeit befindet Aslam sich nach einer Operation im Untersuchungsgefängnis Holstenglacis.

„Herr A. hat wild um sich geschlagen und getreten“, schildert Justizbehördensprecherin Sabine Westphalen den Vorfall. Insgesamt hätten drei Flüchtlinge zur Abschiebung abgeholt werden sollen. Zwei hätten sich „anstandslos“ Handschellen anlegen lassen. Der dritte, Adem Aslam, wehrte sich, verlor das Gleichgewicht und „fiel auf die Nase“.

Solche massiven Kopfverletzungen können gar nicht durch einen einfachen Sturz verursacht worden sein, ist hingegen Aslams Rechtsanwalt Mahmut Erdem überzeugt. Ein ärztliches Gutachten soll Aufklärung bringen. Nach Darstellung seines Mandanten wurde er von drei JVA-Beamten zusammengeschlagen, nachdem er sich geweigert hatte, vor dem ursprünglich angesetzten Termin, dem 14. Juni, abgeschoben zu werden. Man hätte ihm ein Gespräch mit einem Mitarbeiter der Ausländerbehörde zugesagt, um ihn anzuhören. Er hätte sich nicht gegen die Vollzugsbeamten zur Wehr gesetzt, so der seit 1980 in der BRD lebende Türke. „Ich werde Strafanzeige gegen die drei JVA-Beamten stellen wegen Körperverletzung im Amt, und gegen die beiden LKA-Beamten wegen unterlassener Hilfeleistung und Beihilfe“, so Rechtsanwalt Erdem. Silke Mertins

Sonntagsspaziergänge gegen Abschiebung und Abschiebehaft: Jeden 1. und 3. So im Monat. 14 Uhr am Haus für Alle (Amandastr.) oder 15 Uhr am Glasmoor-Knast

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen