: Gleich die Katastrofe
■ Neue Rechtschreibregeln für neue Erstkläßler
Hannover. Die umstrittene Rechtschreibreform wird in Niedersachsen zuerst für die neuen Erstkläßler Wirklichkeit. Kinder, die im kommenden August eingeschult werden, müssen das Schreiben gleich nach den neuen Regeln lernen, kündigte Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD) in Hannover an. Ein Erlaß aus seinem Haus sieht vor, daß zwei Jahre später alle Schulen in allen Fächern die neue Rechtschreibung zur Grundlage des Unterrichts machen müssen.
In der zweijährigen Übergangsfrist ist es den Schulen nach Wernstedts Angaben freigestellt, die neuen Regeln vorzeitig anzuwenden. Dazu sei nach Beratungen im Eltern- und im Schülerrat ein Beschluß der Gesamtkonferenz notwendig. Von diesem August an sollen aber in allen Jahrgängen der Schulen die überholten Regeln und Schreibweisen nicht mehr geübt werden. Die neuen Schreibweisen müßten neben den alten als korrekt bewertet werden.
Außerdem müssen vom kommenden Schuljahr an alle Schulabgänger in Niedersachsen hinreichend über die neuen Regeln informiert werden. Für die Schulpraxis und die Schulbücher gilt nach einem Beschluß der Kultusministerkonferenz eine Übergangsfrist bis zum Juli 2005. Bis dahin würden beispielsweise bei Diktaten alte Schreibweisen nicht als Fehler angestrichen, sondern als überholt gekennzeichnet. Zudem müßten bis zu diesem Zeitpunkt alle Schulbücher in der neuen Schreibweise vorliegen.
Der neue Erlaß wird laut Wernstedt voraussichtlich im September in Kraft treten. Zuvor werde am 1. Juli in Wien die Vereinbarung über die Rechtschreibreform von Deutschland, der Schweiz und Österreich unterzeichnet. Der Kultusminister ging davon aus, daß die anderen Bundesländer ähnliche Übergangsregelungen wie Niedersachsen erlassen werden. Nach seinen Beobachtungen drängen viele Eltern, daß ihre Kinder die Rechtschreibung gleich nach den neuen Regeln lernen, damit sie sich nicht später umstellen müssen. dpa
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