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Gegen die Macht der IG-Metall-Zentrale

■ Gesamtmetallchef Stumpfe will neues Tarifkonzept mit betrieblichen Lösungen

Berlin (taz) – Erst kurz im Amt, hat Gesamtmetallchef Werner Stumpfe gestern sein neues Konzept für künftige Tarifverhandlungen auf den Tisch gelegt. Danach sollen in den Tarifgesprächen nur noch sieben Kernelemente zentral zwischen Arbeitgebern und IG Metall vereinbart werden. Die Arbeitszeiten sollen nach dem Willen Stumpfes dagegen in den Betrieben selbst festgelegt werden. Mit „schlankeren Tarifverträgen“ und „friedlichen Konfliktlösungen“ will der neue Gesamtmetallchef den Flächentarif „wieder zukunftsfähig“ machen.

Durch weitgehend zentralisierte Verhandlungen will Stumpfe das alljährliche Tarifritual abkürzen. Eine zentrale Tarifkommission aus Arbeitgebern und Gewerkschaften soll bereits von der Tarifrunde 1997 an über bundesweit gültige Kernelemente beraten. Dies sind die prozentualen Einkommenssteigerungen, die Ecklöhne, die Urlaubsdauer, Zuschläge und eine Art Standardarbeitszeit, auf die sich die Löhne beziehen. In den Betrieben selbst aber soll die Dauer der Arbeitszeit der Mitarbeiter ebenso wie die Verteilung individuell vereinbart werden. Der Tarifvertrag à la Stumpfe enthielte außerdem zusätzliche Optionen und Öffnungsklauseln, aus denen sich die Betriebe das Passende aussuchen könnten.

Die IG Metall lehnte gestern eine betriebliche Festlegung der Arbeitszeitdauer ab. Die Zahl der Wochenstunden müßte im Tarifvertrag stehen, betonte eine Gewerkschaftssprecherin. Auch betriebliche Öffnungsklauseln, die am Ende eine Lohnsenkung bedeuteten, würde die Gewerkschaft nicht zulassen. Regionale Bedürfnisse müßten weiterhin in Tarifgesprächen berücksichtigt werden. BD

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