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Das finale Dienstprogramm

Alle Pilze sind eßbar. Manche nur einmal. Diese überaus einfache Regel gilt auch für Software, besonders wenn sie aus dem Internet kommt. Und wer beim eifrigen Sammeln versäumt, die Handbücher oder READMEs zu lesen, fällt spätestens beim Genuß ganz fürchterlich auf die Nase – wie unlängst Niklaus H., taz-Redakteur und Internet-Spezialist der ganz besonderen Art. Dabei wollte er doch nur mal schauen, was die Firma Siemens-Nixdorf an Kundendienst online zu bieten hat. Schließlich ist der Papst gerade auf Heinz Nixdorfs Privatflugplatz in Paderborn gelandet, da kann das Lieblingsspielzeug des Redakteurs, das aus dem selben Hause stammt, vielleicht auch noch nachgebessert werden.

Tatsächlich weist Siemens unter http://www.sni.de ausdrücklich darauf hin, daß seine Notebooks so konzipiert sind, daß auch Otto Dummuser sie selbst auf neuesten Stand bringen kann. Zu diesem Zweck kann man sich das zum jeweiligen Modell passende BIOS-Update holen. Das ist kein klerikales Biotop und auch nicht das British Input-Output-System. Es hätte ganz gut funktioniert, wenn da nicht noch eine Sammlung mit zusätzlichen Service- Programmen gewesen wäre. For internal use only, nur stand das nicht dabei. Auch sonst keine Anleitung, kein README – was

macht ein taz-Redakteur in einem solchen Fall, besonders wenn so verlockende Programme wie DROM und REROM dabei sind? Genau, starten – dann schaun mer mal...

Und wie Sie sehen, sehen Sie – nichts! Von den 16 Farben des einst so brillanten TFT-Displays erschien keine einzige mehr, noch nicht einmal schwarz. Alles tot, nur ein deutliches Ächzen aus den Tiefen des Diskettenlaufwerks, das ihm sagte: „Das hättest du lieber bleibenlassen sollen.“

Reanimationsversuche eilig herbeigerufener taz-Kolumnisten waren erfolglos. Sofort entstand ein Expertenstreit. DROM, das ist klar, heißt „Delete ROM“ – so wie jedes Kind weiß, daß ein überaus nützliches Programm namens HWDS einfach „Hau wech den Scheiß“ meint und das auch macht. REROM ist dann sicher das Gegenteil. Aber auch der Servicetechniker in der Berliner Siemensstadt wußte nicht so recht und wollte 1.000 Mark für den Austausch des Motherboard (Mutterbrett). Mit 27 Anrufen und Engelszungen konnte der Redakteur schließlich höhere Stellen davon überzeugen, daß es grob fahrlässig ist, solche Programme undokumentiert und für alle zugänglich ins Netz zu stellen. Siemens will das ändern, und so kommt es, daß auch heute wieder eine Internet-Seite in der taz erscheinen kann...

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