: Platz ist im kleinsten Container
■ „Sex im Lazarett“, geißelt die „Bild“-Zeitung. Bündnisgrüne fragen: Ist Soldaten im Auslandseinsatz das Vögeln verboten?
Bonn (taz) – Ungeheuerliches spielte sich ab bei der deutschen Balkan-Truppe in Trogir. „Sex im Lazarett“, titelte die Bild-Zeitung. Da hatten doch tatsächlich ein Stabsunteroffizier (31) und eine Unteroffizierin (22) im Wohncontainer des Lazaretts miteinander ...
Zwei Soldatinnen, die in dem Container als Mitbewohner ihr Bett hatten, mußten alles miterleben. (Die Kopfkissen bei der Bundeswehr sind so klein, daß man sie sich nicht über die Ohren ziehen kann). Unverzüglich machten sie Meldung. Ob im Nachthemd oder in Uniform, ist nicht überliefert. Das Sex-Pärchen kam sieben Tage in Arrest und wurde anschließend in die Heimat zurückversetzt. Ein Disziplinarverfahren läuft.
Zunächst nahm sich niemand der Tragödie der beiden Liebenden an. Sie wären möglicherweise zu einjähriger sexueller Enthaltsamkeit verurteilt worden oder was der Bundeswehr sonst noch einfällt. Doch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wollte nicht tatenlos der Diskriminierung von Liebenden zusehen.
Die verteidigungspolitische Sprecherin Angelika Beer formulierte daher mit Unterstützung ihrer Fraktion eine kleine Anfrage an den Bundestag. Sie fordert darin eine schonungslose Aufklärung des Vorfalls. So lautet etwa die vierte von zwölf Fragen: „Hält die Bundesregierung es für notwendig, daß sexueller Verkehr während eines Auslandseinsatzes der Bundeswehr unterbunden bzw. bestraft wird und wenn ja aus welchen Gründen und auf welcher rechtlichen Grundlage?“ Weiter interessiert B90/Grüne: „Ist die Bundesregierung bereit, durch konkrete und räumliche Maßnahmen (z.B. Bereitstellung von speziellen Containern) das sexuelle Selbstbestimmungsrecht von Bundeswehrangehörigen bei Auslandseinsätzen zu gewährleisten?“ Und welche Mittel, fragen die Abgeordneten weiter, „sind im Einzelplan 14/96 und 14/97 eingestellt, um sicherzustellen, daß das sexuelle Selbstbestimmungsrecht von Bundeswehrangehörigen bei Auslandseinsätzen nicht eingeschränkt wird?“ In Kürze wird das Parlamentsreferat entscheiden, ob es die Anfrage annimmt. Es ist zu wünschen, daß die Damen und Herren des Referats Liebende sind oder es mal waren. Dann werden sie wissen, was sie zu tun haben. Markus Franz
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