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Teilerfolg für die Wale

Indianer dürfen keine jagen. Aber die Internationale Walfangkommission setzte kein Verbot der grausamen Elektrolanzen durch  ■ Von Hans-Jürgen Marter

Vidlin (taz) – Nach erheblichem internationalem Druck hat am Donnerstag abend die amerikanische Delegation bei der 48. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) im schottischen Aberdeen einen Rückzieher gemacht. Ihr Ersuchen um eine Ausnahmegenehmigung für die Makah-Indianer, fünf Grauwale töten zu dürfen, war heftigst kritisiert worden. Die USA befürworten Ausnahmeregelungen von dem Walfangverbot für Naturvölker, die traditionell von der Jagd auf den Wal lebten und nur wenige Tiere pro Saison erlegen.

Allison Smith von der angesehenen britischen Whale and Dolphin Conservation Society zeigte sich äußerst erfreut: Wäre der Antrag durchgegangen, dann hätte dies eine Flut weiterer Sonderregelungen zu Folge gehabt. „Wir hatten den berechtigten Verdacht, daß die Wale zu kommerziellen Zwecken getötet werden sollten und keineswegs aus Subsistenzgründen.“

Weniger erfolgreich waren die Umweltverbände in ihren Bemühungen die Delegierten aus 39 Ländern von der Notwendigkeit eines Verbots von Elektrolanzen zu überzeugen. Der entsprechende Antrag wurde von der Konferenz abgelehnt. Besonders Japan wendet diese als äußerst grausam beschriebene Tötungsmethode bei der angeblich aus Forschungsgründen durchgeführten Waljagd an.

Hierbei werden die Tiere nicht wie sonst üblich mittels eines an der Harpune angebrachten Explosionskörpers getötet, sondern verletzt an Bord des Walfangschiffes gehievt und durch einen Stromschlag getötet. So soll der Kopf des Wales unversehrt bleiben, an dessen Obduktion Forscher interessiert sind. Doch ist immer wieder berichtet worden, daß der Stromschlag der Elektrolanzen nicht ausreicht, die Tiere umgehend zu töten. Sie quälen sich stundenlang.

Die japanische Delegation kündigte jetzt allerdings eine Überprüfung an, ob Wale statt mit einem Stromschlag durch einen Schuß aus einem großkalibrigen Gewehr getötet werden könnten. Gern gesehenes Nebenprodukt der Jagd aus Forschungsgründen ist die Versorgung des japanischen Marktes mit Walfleisch. Nirgends sonst auf der Welt werden Preise von 500 Mark und mehr für ein Kilo Walfleisch bezahlt.

Walfang ist ein lukratives Geschäft. Das wissen vor allem die Norweger. Seit 1993 halten sich die Skandinavier nicht mehr an das seit 1986 gültige Walfangverbot. Für die laufende Saison haben sie sich die Jagd von 425 Zwergwalen verordnet. Für die kommende Saison sollen es noch einmal 200 mehr sein.

Auf den Antrag hin, den weitern Fang von Zwergwalen durch Norwegen zu verurteilen, hat gestern mittag die norwegische Delegation unter Protest die Walfangkonferenz verlassen.

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