Ultimatum gegen Kriegsverbrecher Karadžić

■ Chefkoordinator für Bosnien, Bildt, fordert: Der bosnische Serbenführer solle bis Montag zurücktreten. Karadžić will seine Macht aber auf keinen Fall abgeben

Sarajevo (dpa/taz) – Der Koordinator für den Wiederaufbau Bosniens, Carl Bildt, hat den bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić ultimativ aufgefordert, seine Funktion als „Präsident“ bis Montag niederzulegen. „Wir erwarten, daß er am Wochenende zurücktritt“, sagte Colum Murphy, der Sprecher von Bildt, gestern in Sarajevo. Das habe Bildt auch dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosević sehr deutlich gemacht. Bedingungen würden nicht akzeptiert. Bildt kann beim UNO-Sicherheitsrat in New York beantragen, daß die Wirtschaftssanktionen sowohl gegen Serbien als auch für die „serbische Republik“ in Bosnien wieder in Kraft gesetzt werden.

Belgrad hatte am Dienstag den Rücktritt von Karadžić und die Erfüllung des Dayton-Abkommens verlangt. Andernfalls drohte die Führung in Belgrad mit „entsprechenden“ Maßnahmen.

Die Serbische Demokratische Partei (SDS) in Bosnien, deren Vorsitzender Karadžić ist, trat gestern in Pale zu einer mehrtägigen Sitzung zusammen. Karadžić hatte noch am Donnerstag abend erklärt, er werde Präsident bleiben und sich von seiner Partei auch als Präsidentschaftskandidat für die Wahlen am 14. September nominieren lassen. Nach dem Dayton-Abkommen dürfen in Den Haag als Kriegsverbrecher angeklagte Personen keine öffentlichen Ämter bekleiden.

Nach Informationen der jugoslawischen Nachrichtenagentur Beta hat der ebenfalls als Kriegsverbrecher angeklagte General Ratko Mladić vergangene Woche einen Schlaganfall erlitten. Sein Zustand sei lebensgefährlich, meldete Beta unter Berufung auf „gutinformierte Kreise“. gb Seite 9