: An starren Systemen gescheitert
Nach großen Turnieren wie Welt- oder Europameisterschaften ist man immer geneigt, ein Fazit zu ziehen. Was hat sich verändert, was ist besser, was schlechter geworden? Wer ist der große Verlierer, wer der Gewinner?
Für mich ist diese Euro 96 im großen und ganzen eine sportlich durchschnittliche Veranstaltung, die trotzdem unterhaltend war und von der Spannung lebte. Höhepunkt war eindeutig das Halbfinale zwischen England und Deutschland mit zwei Klassemannschaften. Viele Spiele waren eindeutig von der Taktik geprägt. Das führte leider dazu, daß Favoriten wie Frankreich oder Portugal an ihren starren Systemen und nicht an Tschechien scheiterten: Letztendlich waren sie taktisch nicht flexibel genug. Bulgarien, in den USA noch die große Überraschung, ist wieder ins Mittelmaß zurückgekehrt, Dänemark als Titelverteidiger hat sich auch als Eintagsfliege bestätigt. Holland blieb ebenso unter den Erwartungen, da es ihnen nicht gelang, das erfolgreiche System von Ajax zu kopieren.
Ebenso zu den Verlierern zählt für mich Kroatien. In der Vorrunde teilweise noch brillant, wurde das Viertelfinale leider zum Kriegsersatz. Aufgepuscht von wilden Funtionären vergaßen die Spieler das Fußballspielen und beschränkten sich auf Körperverletzungen.
Letztendlich sind die beiden Finalisten auch die wahren Sieger: Tschechien hat die guten Ergebnisse der Qualifikation bestätigt und friedlich Werbung für die junge Republik gemacht, Deutschland hat wieder gezeigt, daß man den Ausfall von durchaus vorhandener spielerischer Potenz kompensieren kann. Spielerisch nicht ganz überzeugend wurde Gary Linekers Zitat bestätigt: Fußball ist, wenn 22 Leute dem Ball hinterherrennen und Deutschland gewinnt.
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