■ Ingeborg-Bachmann-Preis: Wuseliger Berliner vorn
Jan Peter Bremer (31) fiel schon bei der mißlungenen Eröffnungsveranstaltung des 20. Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preislesens aus dem Rahmen. Der wuselhaarige Berliner Dichter, der seit 1988 einen Band mit Kurztexten und zwei Romane veröffentlicht hat („Einer, der auszog, das Leben zu ordnen“, „Der Palast im Koffer“), trug nicht nur ein gelbkariertes Jackett zur leuchtend roten Hose, sondern lief auch mit der ansonsten als geschmacklosbunt geschmähten Wettbewerbstasche des österreichischen Fernsehens durch die Gegend. Eine feine Ironie, die durchaus auch mit seinen an Kafka oder Robert Walser geschulten sich einfach gebenden Texten zu tun hat; eine durchaus zeitgemäße Ironie, die auf Anführungszeichen verzichtet und höflich das Verstehen dem Leser oder Zuhörer oder Gesprächspartner überläßt. Bremer ist einer der wenigen jüngeren Autoren, die auf das Bedeutungsmonopol ihrer Texte verzichten. Vor ein paar Jahren hat Bremer schon einmal in Klagenfurt gelesen und nur knapp einen Preis verfehlt. Diesmal sei er ohne Erwartung und „nur wegen des Geldes“ gekommen.
Aus 1.500 Mark Antrittsgeld wurde der mit 30.000 Mark dotierte Bachmannpreis. Prämiert wurde eine nur auf den ersten Blick einfache, „spielerisch entworfene Parabel“ (Jurorin Verena Aufermann).
Angenehm unspektakulär erzählt Bremer von der Einsamkeit eines Fürsten. In seinem Zimmer läßt er sich von seinen Untergebenen aus der Welt seines Hofes berichten, der er längst entrückt ist zwischen Traum und Wirklichkeit. Der Hofhund, den er in seiner Einsamkeit streichelt, verendet sogleich. Das ist auch lustig. Detlef Kuhlbrodt
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