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Im Goethe-Institut: „Was im Gedächtnis bleibt“ / Jugendjahre unterm Hakenkreuz

Eine Jugend im Dritten Reich: Alfred Lessing, Jahrgang 1921, meldet sich mit 20 freiwillig zur Wehrmacht. Bald wird seine Herkunft bekannt: Lessing entstammt einer deutschen Sinti-Familie. Er flieht, wird gefaßt, der Desertion angeklagt. Doch zur Verurteilung kommt es nicht: Als „Zigeuner“ ist er „wehrunwürdig“. Nach dem Krieg zieht Lessing als Schausteller durch Bayern.

Zwölf Menschen, deren Jugend in die Zeit von 1933-45 fiel, stellt die Ausstellung „Was im Gedächtnis bleibt“ vor. Die jüngst im Moskauer Goethe-Institut konzipierte Schau – eigentlich für die Auslandsinstitute gedacht – ist derzeit im Bremer Goethe-Institut zu sehen. Dicht an dicht sind die Stellwände im Aufenthaltsraum des Instituts gereiht, die ausländischen SprachschülerInnen stolpern fast über Deutschlands jüngste Vergangenheit. Für sie sind auch die – auf den kleinen Informationshunger reduzierten – Schautafeln gedacht, die Aufstieg und Fall Nazi-Deutschlands stark gerafft zusammenfassen.

Aufschlußreicher schon die in Kontrast zur – abstrakten – Geschichte gesetzten wechselvollen Biographien der zwölf Zeitzeugen: Geschichten versus Geschichte. Leben im Untergrund, Kämpfe zwischen „Edelweißpiraten“ und Hitlerjugend, Gestapo-Haftbefehle, die 1949 noch wirksam sind, Verschleppung, Konzentrationslager, Hinrichtungen – nicht alle, deren Spuren die Ausstellungsmacher zurückverfolgt haben, haben Verfolgung und Krieg überlebt.

Sieben von ihnen erinnern sich in einem Videofilm, der als „Kernstück der Ausstellung“ gedacht ist, an ihre Jugendjahre. Vorzügliches historisches Archivmaterial wurde mit Erinnerungen der Zeitzeugen unterlegt, geschickt haben die Filmemacher historische und aktuelle Bilder zu einer gelungenen Collage verwoben. Daß die halbstündige Dokumentation keinen Anpruch auf Vollständigkeit haben kann, versteht sich: Eindrücke, Zeichen, Worte, Musik verschmelzen hier zu einem flirrenden Bilderrausch – ein optisches Äquivalent für die strudelnden Abgründe, in die es die sieben Zeitzeugen beim Gedanken an ihre – oft als verloren empfundene – Jugend heute noch zieht.

Mu / Abb.: Goethe-Institut

Jugend zwischen 1933 und 1949. Erinnerungen nach 50 Jahren“, noch bis Ende Juli im Goethe-Institut, Fedelhören 78. Videofilm für Schülergruppen entleihbar.

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