piwik no script img

n „Zeitungsaffäre“ in der Polizei

Eine obskure „Zeitungsaffäre“ sorgt für Unruhe der bescheuertsten Art in Hamburgs Polizei, Innenbehörde und Justiz.. Nach einem anonymen Brief an die Senatskanzlei, in dem sich ein Unbekannter daran störte, daß Polizeiwachen Frei-Exemplare der Bild-“Zeitung“ bekamen und darin eine unerlaubte „Vorteilsannahme“ sah, verbot die Polizeiführung ihren Beamten die gängige Praxis. Die Dienststelle für Interne Ermittlungen (DIE) – zuständig für schwere Dienstvergehen – wurde eingeschaltet. Vorübergehend mußte sich auch die Staatsanwaltschaft mit der „Affäre“ beschäftigen, die das Verfahren gestern jedoch einstellte.

„Die Staatsanwaltschaft muß nach dem Legalitätsprinzip in dieser Sache ermitteln“, erklärte Behördensprecher Rüdiger Bagger. Es sei jedoch festgestellt worden, daß die Vergabe der Frei-Exemplare völlig personenungebunden erfolgt sei und die Lieferung in keinem Zusammenhang mit einer Diensthandlung gestanden habe.

Justizinsider kritisierten hingegen die Ermittlungen als vollkommen unverhältnismäßig. „Wir lassen Leute nach sechs Monaten raus, die wegen Mordes in U-Haft sitzen, weil die Gerichte überlastet sind, und hier machen wir ein Verfahren, weil einer 'ne Zeitung bekommt“, wetterte ein genervter Justizbediensteter. Die Innenbehörde sah das Verfahren hingegen als gerechtfertigt an. Die Polizei sei ein „sensibler Bereich“ sagte ein Behördensprecher. Es werde „nach einer Lösung gesucht, die in Ordnung ist“.

Wie wär's damit, genauso viel Sesibilität und Energie in die Aufklärung diverser Vorfälle des Hamburger Polizeiskandals zu investieren, fragt sich, die Polizeiführung und die Innenbehörde die taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen