: „FSK“-Festival mit „Stereolab“ et al.
Man sieht so etwas ja nicht gerne. Aber der Wechsel zum Mediengiganten Warner hat Stereolab hörbar gut getan. Sicher hätte man noch einen Stapel Platten auf 8-Spur-Aufnahmegeräten bei einem Independent-Label veröffentlichen können. Und sicher wäre immer noch eine konstante Anzahl an differenten Pop-Interessierten in die Läden gestürmt, um sich das Tonwerk zu besorgen.
Doch was auf dem 93er-Album Transient Random-Noise Bursts With Announcements noch überwiegend im hippen Plattentitel aufging, findet bei ihrem neuen Werk Emperor Tomato Ketchup tatsächlich auf wunderbare Weise zusammen: Easy Listening, Avantgarde und Marxismus. Benannt nach einem japanischen Untergrund-Film, in dem eine Kinder-Guerilla einen bewaffneten Kampf gegen das Establishment führt, setzen Stereolab hier ihren entschlossenen Kreuzzug gegen das einfache Liedgut fort.
Mit Hilfe von John McEntire (Tortoise und The Sea And Cake) ist es dem Sextett um den Multi-Instrumentalisten Tim Gane und der Sängerin Laetitia Sadier gelungen, komplex verschachtelte Popsongs auf mehreren Ebenen hörbar zu machen. Elektronische Klangforschungen lösen dabei immer wieder Hooklines aus einer bunten Popwelt auf, die nur Stereolab so französisch besingen können. Dabei tut die luftige Produktion ihr übriges und macht die Zwischenräume zwischen den 1 000 und einer Idee auf dieser Platte spürbar. Derartiges vermögen eben nur die großen Studios. Live werden sie aber – so steht es zumindest nach ihren vergangenen Auftritten zu befürchten – doch wieder zum sympathischen Schrammel-Beat schrumpfen.
Unterstützt werden Sterolab von der Wuppertaler HipHop-Formation Walkin' Large, dem Dub der Bush Chemists und den Lokalmatadoren Les Robespierres sowie einigen DJs, von FSK und „Radio Gagarins schwirrender Kombüse“. vom
Sa, 6. Juli, 20 Uhr, Markthalle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen