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Häftling gestorben

■ Vorwürfe der Insassenvertretung / Herzbeschwerden mit Aspirin behandelt?

Ein Insasse des Gefängnisses in Fuhlsbüttel ist in seiner Zelle in der Anstalt II tot aufgefunden worden. Der 39jährige soll seit längerem über Herzbeschwerden geklagt haben; nach Angaben der Insassenvertretung habe ihm die Anstaltsärztin daraufhin nichts weiter als Aspirin verabreicht – zwei Tage vor seinem Tod.

Die Justizbehörde beruft sich auf den Persönlichkeitsschutz des toten Patienten und macht zum Vorgang lediglich vage Angaben. Demnach soll der Häftling mehrere Tage vor seinem Tod wegen akuter Beschwerden nicht mehr gearbeitet haben. Die Ärztin habe ihn untersucht und weitere Untersuchungen angeordnet. Über Krankheitsbild und Medikation schweigt die Behörde.

Mithäftlinge berichten, daß ein Beamter beim Zellenaufschluß am Donnerstag morgens um sechs den Mann leblos aufgefunden habe. Eineinhalb Stunden lang sei dann nichts weiter unternommen worden. Der Anstaltsleiter gibt an, daß sofort nach dem Auffinden der „übliche Ablauf“ eingeleitet und ein Notarzt gerufen worden sei, erklärt Behördensprecherin Irene Lamb. Eineinhalb Stunden könne dies nicht gedauert haben.

Von einer „zu dünnen Personaldecke“, so Lamb, ist die medizinische Versorgung in der Justizvollzugsanstalt geprägt. Eine Ärztin ist tagsüber „zu den normalen Arbeitszeiten“ vor Ort; ein Krankenpfleger steht nachts längst nicht immer zur Verfügung. Eine Senatsanfrage der Hamburger GAL ergab, daß während eines halben Jahres in 100 Nächten kein Pflegepersonal in der Fuhlsbüttler Anstalt II anwesend war. Die Zellen sollen jedoch mit einem Alarmsystem ausgestattet sein. win

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