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Der Klimaschutz wird aufgetaut

Die Umweltverwaltung informiert Betriebe über die Umrüstung von Kühlanlagen auf Propan. Fördermittel sind noch frei, doch die Antragsfrist läuft ab. Bislang wenig Resonanz  ■ Von Bernhard Pötter

Wer im Café Olé der Tempelhofer Ufa-Fabrik ein kühles Bier trinkt oder am Tofu-Eis schleckt, beruhigt nicht nur den Bauch, sondern auch sein grünes Gewissen.

Denn die Ufa-Fabrik, bisher unter anderem durch eine Windkraftanlage, ein Blockheizkraftwerk und die Regenwassernutzung ein gutes Stück auf dem Weg des ökologisch korrekten Gewerbehofes vorangekommen, hat nun eine neue Öko-Attraktion. Als eines der ersten Unternehmen betreibt das Café Olé ein Kühlsystem, das nicht auf Ozonkillern und Treibhausgasen, sondern auf umweltfreundlichem Propan basiert. Gleichzeitig startet das von der Umweltverwaltung finanzierte „Mobile Umwelttechnik Zentrum“ (MUTZ) eine Kampagne, um Betrieben diese Art der Kühlung nahezubringen.

Denn bisher sind die Kühlschränke, Gefrierkammern und Tiefkühlregale trotz bundesweitem FCKW-Verbot immer noch Gift für die Atmosphäre. Auch die Nachfolger der FCKW, die teilhalogenisierten H-FCKW, schädigen die Ozonschicht und heizen das Erdklima an. Erst am vergangenen Freitag hat der Bundesrat von der Bundesregierung ein Verbot der H-FCKW ab 1997 gefordert. Die umweltfreundliche Alternative heißt Propan. Doch von der Möglichkeit, Kühlanlagen in Kneipen und anderen Betrieben umzurüsten, wissen nur wenige — obwohl die FCKW-haltigen Kühlstoffe bis zum Jahr 2000 entsorgt sein müssen und es für diese Umrüstung nur noch 1996 Fördermittel gibt.

MUTZ informiert Betriebe kostenlos und unverbindlich zu Schwerpunkten wie Luft, Wasser, Lärm, Abfall oder Energie und in diesem kalten Sommer ganz speziell zu umweltfreundlichen Kühlsystemen. 420 Betriebe habe man inzwischen angeschrieben und ihnen eine Beratung angeboten, meinte Thilo Burkard von MUTZ. Firmenmanager werden eingeladen, oder die UmweltingenieurInnen kommen in die Betriebe und sehen sich die Kühlanlagen an.

Für den Umbau der Anlagen gibt es Geld aus einem 80-Millionen-Topf von Bund, Land und EU. Bei gewerblichen Anlagen können die Investitionen mit bis zu 40 Prozent gefördert werden, erklärte Umweltstaatssekretär Hans Kremendahl (SPD). Schließlich bedeute nachhaltige Stadtentwicklung, einerseits Schadstoffe zu reduzieren und andererseits die Wirtschaft anzukurbeln: Seit 1992 habe sich im Umweltbereich in Berlin die Zahl der Firmen auf 400 und die Zahl der Arbeitsplätze auf 13.000 vervierfacht. Geld sei noch vorhanden, doch die Zeit für die Anträge verstreiche langsam: Wer nicht bis Ende 1996 einen Antrag stelle, werde die Umstellung auf Propankühlung in den nächsten Jahren eben ohne Förderung machen müssen.

Eine neue Anlage koste etwa 20 Prozent mehr als die konventionelle Technik. Doch trotz der engen Frist für Anträge interessierten sich viele Betriebe nicht für das Angebot, hieß es. Viele steckten so tief in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, daß auch die Rechnung, die Investition werde sich in zwei Jahren rentieren, nur zu Schulterzucken führt: „Was habe ich davon, wenn die Anlage sich in zwei Jahren rentiert, der Betrieb aber in zwei Monaten sowieso in Konkurs geht?“ hörten die MUTZ-Mitarbeiter bei manchen Besuchen.

Den Betrieben bietet MUTZ neben der Beratung noch eine besondere Hilfe: Mit einer „Thermographie-Aufnahme“ an den Kühlzellen der Betriebe können Kühllecks geortet und beseitigt werden. Das ist auch bitter nötig. Denn nach Schätzungen von Greenpeace entweichen aus den gewerblichen Kühlanlagen in Berlin durch Lecks und Schweißnähte jährlich 70 Tonnen FCKW in die Atmosphäre. Die Umweltschützer protestierten deswegen im Mai vor einer Edeka-Filiale für die Umrüstung auf Propanbetrieb. Im Gegensatz zu Rewe, Spar, Tengelmann und Aldi-Süd könne sich Edeka noch nicht zum Umstieg entschließen, kritisierte Greenpeace-Sprecher Carsten Körnig.

„Mobiles Umwelttechnik Zentrum“ (MUTZ), Tel.: 465 51 45

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