: „Gut und locker“
■ Der Biobauer Sepp Bichler, 46, ist mit seiner Öko-Entscheidung vollauf zufrieden
Sepp Bichler bewirtschaftet mit seiner Frau seit 15 Jahren einen 17-Hektar-Biohof mit Hofladen. Er ist zweiter Bürgermeister in Sielenbach bei Augsburg und im Kreistag von Aichach-Friedberg Fraktionschef der „Unabhängigen“.
taz: Seit 1976 beschäftigen Sie sich mit Bioanbau, seit 1981 sind Sie anerkannter Biolandbetrieb. Sie können von ihrer Landwirtschaft leben. Doch wohl nur bei einem 16-Stunden-Tag?
Sepp Bichler: Im Gegenteil. Bei uns läuft's gut und locker. Wir haben einen sicheren Absatz, und auch wenn wir ob unserer geringen Größe oft belächelt wurden, haben wir unsere Arbeitszeit bestens im Griff. Es bleibt mir jedes Jahr Zeit genug, um Urlaub zu machen. Außerdem bin ich durch meine ganzen Aktivitäten mindestens 20 bis 30 Stunden in der Woche unterwegs. Das geht locker, ohne den Betrieb zu vernachlässigen.
Müssen sich denn nicht gerade Biobauern totschuften, um sich die Butter aufs Brot zu verdienen?
Ha, ha. Das erinnert mich an die Anfangsphase. Da haben mich die Beamten im Landwirtschaftsministerium immer bemitleidet, weil sie glaubten, ich muß nur von Butterbrot und Karotten leben. Oder die Funktionäre vom Bauernverband. Die haben geglaubt, ich würde von Moskau finanziert.
Was wird bei Ihnen angebaut?
Wir mästen etwa 200 Schweine im Jahr, machen Gemüseanbau, wir haben zehn Mastrinder und bauen Getreide an als Futter für unsere Tiere und zum Verkauf in unserem Hofladen. Dort sorgen benachbarte Biobauern für eine Sortimentserweiterung.
Das klingt ja recht modern.
Ich meine, daß Biolandwirtschaft nur eine Chance hat, wenn sie nicht in Selbstausbeutung oder in der Ausbeutung anderer mündet. Aus meiner Sicht ist die Biolandwirtschaft eine der modernsten Formen der Landbewirtschaftung überhaupt. Es ist auch eine der Formen, wo ich am meisten wissen und können muß.
Wirklich keine Jammerorgien?
Tatsächlich nicht. Ich vergleiche mich mit einem leitenden Angestellten. Der verdient vielleicht laut Lohnzettel etwas mehr, aber ich muß ja kaum was für den Lebensunterhalt zahlen muß, keine Miete etc. Und ich konnte durch die Umstellung auf Biolandbau einige meiner Lebensphilosophien verwirklichen. Ich sage nur mal das Stichwort selbstbestimmte Arbeit. Hätte ich nicht umgestellt, wäre ich heute sicher kein Bauer mehr. Interview: Klaus Wittmann
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