Bringt der Sturm neues Öl?

■ Experte fordert EU-Richtlinie zur Schiffsentsorgung

Zweieinhalb Wochen nach Beginn der Ölpest an der deutschen Nordseeküste waren gestern alle Strände ölfrei. Die Verschmutzungen seien sämtlich beseitigt, neue Anspülungen nirgends entdeckt worden, berichtete Dirk-Uwe Spengler von der Einsatzleitgruppe zur Bekämpfung von Meeresverschmutzungen in Hamburg. Das angekündigte Sturmwetter könne aber in den kommenden Tagen noch einmal letzte Öl-Klumpen an Land spülen.

Die Fahndung nach dem Verursacher der Ölverschmutzung läuft weiter „ohne konkreten Verdacht“, berichteten gestern Ermittler der Wasserschutzpolizei in Husum (Kreis Nordfriesland) und die Staatsanwaltschaft in Flensburg. Die Suche konzentriert sich auf Tanker, die mit libyschem Öl an Bord vor drei bis vier Wochen die Nordsee durchquert haben. Vermutlich kämen dafür weniger als zehn Schiffe in Betracht.

Sorgen bereitet zudem auch die zunehmende Verklappung von Altölen. Seitdem Reeder für die bis Mitte 1994 kostenlose Entsorgung von Rückständen aus den Maschinenräumen nach dem Marpol-Abkommen („Internationales Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe“) wieder dazuzahlen müssen, ging die abgegebene Menge im Hamburger Hafen um über 30 Prozent zurück; mangels Aufträgen legt Hamburgs größter Schiffs- und Tankreiniger Johannes M. Pahl GmbH noch in dieser Woche eines seiner sechs Ölsaugerschiffe „Claus“ still. Einige Reeder, so vermutet Pahl-Geschäftsführer Dirk Ey, lüden gerade noch soviel Altöl ab, wie es durch Zuschüsse gedeckt wird; eine große Menge werde wieder in die Weltmeere eingeleitet.

Ey fordert deshalb für europäische Häfen eine gemeinsame Regelung zur Entsorgung von Schiffsaltölen. Die Kosten müßten entweder über die Hafengebühren entrichtet, oder von Bund und Ländern wieder gemeinsam voll übernommen werden – derzeit gewähren nur noch Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern Zuschüsse zur Altöl-Entsorgung. Die Notwendigkeit einer Regelung haben laut Umweltbehörde auch die Europäer erkannt: Im Frühjahr 1997 soll in Hamburg bei einem „Internationalen Kongreß zur Regelung der Schiffsentsorgung in den europäischen Häfen“ eine EU-Richtlinie vorbereitet werden. dpa