„Gravierender Fall“

■ Hat Polizist Prostituierte zum Oralverkehr gezwungen? Staatsanwaltschaft prüft Vorwurf

Die Bremer Beratungsstelle „Nitribitt“ für Prostituierte spricht von einem „gravierenden Fall“, der sich am vergangenen Sonntag in einem Vegesacker Polizeirevier zugetragen haben soll. Nach Angaben des Weser-Kuriers wirft eine 44jährige Frau einem jüngeren Polizeibeamten vor, sie während einer erkennungsdienstlichen Behandlung zum Oralverkehr gezwungen zu haben. Der Staatsanwaltschaft liegt eine Strafanzeige vor, sie leitete jetzt Ermittlungen ein. Polizeipräsident Rolf Lüken hat den Beamten vorläufig vom Dienst suspendiert, kündigte jetzt Polizei-Sprecher Paul Lapsien an.

In diesem Fall stehe Aussage gegen Aussage, betont die Staatsanwaltschaft. Es sei nicht klar, ob sich der Oralverkehr freiwillig ereignet habe. Der junge Beamte habe zu Protokoll gegeben, daß er überrascht gewesen sei und sich nicht mehr habe wehren können. Daß es zu sexuellen Handlungen gekommen sei, leugnete er hingegen nicht. Die junge Frau jedoch spreche von Zwang. Wie der Weser-Kurier berichtet, gehe die Frau ohne festen Wohnsitz gelegentlich als Prostituierte an der Stader Landstraße auf den Strich. Sie sei an diesem Abend aufgrund ihres betrunkenen Zustandes in die Ausnüchterungszelle des Vegesacker Reviers gebracht worden.

Das Polizeipräsidium will zunächst das laufende Strafverfahren abwarten, bevor es ein Disziplinarverfahren einleitet. Wenn der Beamte tatsächlich sexuelle Handlungen im Dienst vollzogen habe, können ihm Disziplinarmaßnahmen wie weniger Gehalt, Versetzung oder gar die Entlassung drohen, sagte Polizeisprecher Lapsien. kat