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Neuköllner Bürgermeister verweigert sich Kids

■ 150 Kinder und Betreuer protestierten gegen Streichung der bezirklichen Urlaubsferien

Kurz vor seinem Urlaub bekam der Neuköllner Bezirksbürgermeister Bodo Manegold (CDU) gestern morgen im Rathaus unangemeldeten Besuch: Etwa 150 Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen des Bezirksamtes Neukölln demonstrierten lautstark mit Rasseln und Trommeln für den Erhalt der Freizeit- und Stadtranderholungsmaßnahmen des Bezirks. Auf Transparenten forderten die Kinder: „Wir wollen Ferien nicht nur auf der Straße“ und „Wir wollen auch euer Geld“. Manegold erklärte sich nicht bereit, mit den Kindern über ihr Anliegen zu sprechen. Nur drei Mitarbeiterinnen und einer Mutter gewährte er Gehör in seinem Büro. „Mit dieser Aufführung erreichen Sie nichts“, gab er diesen zu verstehen. Selbst die Übergabe einer Unterschriftenliste wurde den Kindern von einem Mitarbeiter des Bürgermeisters verweigert.

Im Rahmen der bisher vom Bezirksamt veranstalteten Stadtranderholungsmaßnahmen „Kinder in Luft und Sonne“ konnten Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren am Rand von Berlin Urlaub im Grünen machen. Die Maßnahme war kurz nach 1945 ins Leben gerufen worden. Die Hinterhofkinder sollten dadurch die Möglichkeit erhalten, sich abseits der Ruinen in der Natur etwas erholen zu können. Der Teilnehmerbetrag ist dem Einkommen der Eltern angepaßt und beträgt im Höchstfall 120 Mark. SozialhilfeempfängerInnen müssen für die Teilnahme ihrer Kinder nichts bezahlen. „Die meisten Kinder kommen aus sozial schwachen oder zerrütteten Familien, die sich keinen Urlaub leisten können“, sagt Sonja Winklmann, Leiterin der Stadtranderholungsmaßnahme in Kladow. In diesem Jahr sind bereits rund 400 Plätze allein in Neukölln gestrichen worden. Die letzte Maßnahme dieser Art in Kladow mit etwa 200 TeilnehmerInnen soll nächstes Jahr ebenfalls wegfallen. Dazu Manegold: „Im Rahmen der allgemeinen Kürzungen müssen wir durch magere Jahre hindurch.“ Volker Wartmann

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