: Neues im Fall Peter Grubbe
■ Erst Nazigröße, dann linker Autor
Hannover/Stuttgart (taz) – Dokumente aus polnischen Archiven belegen: Der Buchautor Peter Grubbe (82) war persönlich dafür verantwortlich, daß ab Sommer 1941 Polen und Juden in Zwangsarbeitslager eingewiesen wurden. Grubbe war im vergangenen Jahr von der taz als ehemaliger Kreishauptmann in der Nazizeit, Claus Peter Volkmann, enttarnt worden. Nach dem Krieg machte sich Grubbe als Buchautor über soziale Fragen und Themen der Dritten Welt einen Namen – unter anderem in FAZ, Welt, Stern und Zeit. Aus den jetzt der taz vorliegenden Dokumenten geht hervor, daß Grubbe unter seinem Geburtsnamen Volkmann zwischen April und August 1941 im polnischen Zolkiewa und in Augustow zwei Zwangsarbeiterlager errichten ließ. Als kommissarischer Kreishauptmann in Krasnystaw zeichnete er verantwortlich für sämtliche Maßnahmen gegen die polnische und jüdische Zivilbevölkerung. In einem von Volkmann unterschriebenen Aufruf vom 17. Juli 1941 an die Bevölkerung heißt es, daß „umherwandernde“ Juden die „arische Bevölkerung“ durch die „Verbreitung von Flecktyphus“ gefährden. „Solche Juden (...) werden neben einer Belegung mit Geldstrafe von mir in das Arbeitslager Augustow eingewiesen.“ Nach seiner Tätigkeit als kommissarischer Kreishauptmann leitete Volkmann als Verwaltungschef das Judenghetto im ostgalizischen Kolemea (Ukraine). Im Mai 1943 avancierte er zum Kreishauptmann im polnischen Lowitsch. Für die erfolgreiche Rekrutierung von Zwangsarbeitern erhielt er 1944 das Kriegsverdienstkreuz erster Klasse. Noch im vergangenen Herbst hatte Grubbe dem Spiegel erklärt: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Seiten 16 und 17
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen