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Polizeidienst am Kunden

■ Abschied vom grantigen Bullen: Die Polizei im Bremer Westen will per Reform mehr Bürgernähe erreichen

Sie haben schlechte Erfahrung mit der Polizei gemacht? Sie haben sich als Zeuge von den Beamten schlecht behandelt gefühlt – oder nach einem Notruf ewig lang auf den Einsatzwagen gewartet? Oder, oder, ...? Seien Sie getrost: Nicht nur „KundInnen“ der Polizei haben bisweilen Zweifel an der Arbeitsqualität der Ordnungshüter. Auch innerhalb der grünen Belegschaft gärt es. Darauf läßt jedenfalls ein neues Reform-Modellprojekt der Polizei im Bremer Westen schließen. Unter dem schneidigen Motto „Aufbruch West“ soll der Umbruch auf den Revieren in Gröpelingen, Walle und Oslebshausen ab September beginnen. „Das Erstaunliche ist, daß die Reformversuche aus dem Inneren der Polizei selbst hervorgingen“, betonte Hauptkommissar Holger Münch. „Es gab diesmal keine Anordnung von oben.“

Vor dem „erstaunlichen“ Reformherbst auf den Revieren kommt jedoch eine dürre Periode der Erhebung: Was machen wir falsch? Antworten auf diese Frage wollen die Polizeioberen mit Hilfe einer studentischen Arbeitsgruppe der Hochschule für Öffentliche Verwaltung in Erfahrung bringen. Ob mutmaßlicher Ladendieb, Unfallzeugin oder Opfer, jede „Betroffenengruppe“ soll zu Wort kommen, erklärte Hauptkommissar Holger Münch. Ein Zehntel aller BremerInnen, die im Juni Kontakt mit der Polizei hatten, werden von der Hochschule demnächst einen Fragebogen erhalten. „Anonym natürlich“, versprach Hochschullehrer Uli Mix, „in türkisch und in deutsch“.

Die Bremer Aktion wurde nach niederländischem Vorbild ausgerichtet. „Dort gibt es seit einem Jahr flächendeckende Befragungen in den Revieren“, sagt Mix. So könnten auch die Beamten vom frustrierenden Negativ-Image befreit werden. Ein positiver Effekt von Reformen sei beidseitig: Je lieber die Bürger zur Polizei kommen, desto höher fielen auch die Aufklärungsquoten aus: „80 Prozent aller Fälle werden durch Hinweise aus der Bevölkerung gelöst“, sagt Mix. Wenn die braven BürgerInnen sich jedoch nur noch im echten Notfall ins unfreundliche Polizeihaus trauten, würde damit auch die Polizeiarbeit auf harte Proben gestellt.

In Holland bewirkten die Befragungen einiges: Dort wurde die bürokratische Trennung zwischen Kriminal- und Schutzpolizei verringert. Oder polizeiliche Mitarbeiter wurden als Ergebnis der Befragung versetzt: Unfreundliche Empfangs-Chefs beispielsweise, müssen jetzt in Hinterzimmern schmoren, heißt es. Der Grund dafür ist klar: „Der Bürger soll spüren, daß er Kunde ist. Schließlich bezahlt er doch den Apparat“, sagt Hochschullehrer Mix. pede

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