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Unterm Strich

Ein neuer Präsident pustet frischen Wind durch die „traditionsreiche“ (dpa) Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft. Der Kölner Literaturwissenschaftler Günter Blamberger will die Kleist-Gesellschaft durch Anwerbung neuer Mitglieder verjüngen und – hergehört! – ihre Tagungen für Nachwuchswissenschaftler öffnen. Mit dem renommierten Kleist-Preis wolle man in Zukunft nicht mehr nur noch renommiertere Autoren belohnen, sondern die Auszeichnung zu einem „Oscar für Newcomer“ wandeln. Mit der Einrichtung eines „Kleist-Salons“ sollen nun selbst Laien in der Gesellschaft ein Podium finden. Auch unter Juristen, Medizinern und Nicht-Akademikern , weiß Blamberger, gibt es viele Kleist-Liebhaber. Der neue Präsident kündigte in einem dpa-Gespräch in Würzburg einen „runden Tisch“ an, um sich mit den anderen Institutionen über künftige Kooperationen zu verständigen. Zu den Organisationen zählen die Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte in Frankfurt/Oder, die Kleist- Sammlung in Berlin und das Heilbronner Kleist-Archiv. Im wesentlichen gehe es um die Teilung der Aufgaben und die Abstimmung der Aktivitäten. Die Auseinandersetzung um die Brandenburger Kleist-Ausgabe, bei der die Kleist-Gesellschaft eher eine retardierende Rolle spielt, soll nur ein Randthema bilden.

Auf nach Avignon! Jean Vilars Theaterfestival an der Rhône hat seinen fünfzigsten Geburtstag. An 29 Orten der Stadt kommen in etwa 500 Aufführungen rund 50 Theater-, Tanz- und Mischproduktionen zur Aufführung. Zum Auftakt wurde im Ehrenhof des früheren Papstpalastes „Eduard II“ des Briten Christopher Marlowe in der Inszenierung von Alain Francon gezeigt. Am Rhône-Strand werden sich derweil wie immer die Hare-Krishna-Jünger tummeln, und wer in Berlin für Martin Wuttkes „Arturo Ui“ keine Karten mehr bekommen hatte, kann es nun in der schönen Festungsstadt noch einmal probieren. Die Chancen allerdings stehen nicht minder schlecht. Das Jubiläums-Festival dauert bis zum 3. August.

Polnische Intellektuelle um den Ex-Außenminister Wladyslaw Bartoszewski wollen an der Hebräischen Universität in Jerusalem einen polnischen Lehrstuhl einrichten. Mit Vorlesungen über polnische Kultur und Geschichte möchten sie das negative Bild Polens in den Augen der jüdischen Gemeinschaft verbessern. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Polen über drei Millionen Juden. Die meisten Holocaust-Überlebenden verließen Polen nach den antijüdischen Pogromen von 1946 und 1968. Zuletzt hat der Streit um christliche Symbole in der Gedenkstätte Auschwitz- Birkenau die Beziehungen zwischen Polen und Israel belastet. „Es ist notwendig, das Wissen der Israelis über Polen zu vertiefen, damit die Juden Polen, das jahrhundertelang eine gemeinsame Heimat für Polen und Juden war, nicht nur mit dem Holocaust assoziieren“, erklärte Bartoszewski.

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