: Rallye
■ Fanny Müller:
Als ich vorletztes Jahr im Großraum Heidelberg/Mannheim zu meiner ersten Bikerhochzeit – verbunden mit einer Rallye – eingeladen wurde, wußte ich schon das Wichtigste:
1. (Fast) alle Mopeds (nie „Motorrad“ sagen oder du bist enttarnt) außer Harleys sind Reisbrenner – „Wer Harleys nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte Harleys in Umlauf bringt, ist ein Japaner“. Solche mit Plexiglasverkleidung vorne heißen zusätzlich „rasender Joghurtbecher“.
2. Wenn am Moped rumgemacht wird, dann heißt es nicht reparieren oder basteln, sondern schrauben. Tatsächlich wird auch meistens oben was abgeschraubt und unten was angeschraubt oder umgekehrt. Warum, weiß kein Mensch.
3. Es gibt zwei Kategorien von Frauen: Hühner (unter 20) und Schlampen (über 20). Beide sind da zum
a) Aschenbecher Saubermachen
b) Ficken
c) Maulhalten.
Diese Liste ist variabel.
Ehrlich gesagt, ganz so schlimm war's nicht. Es gab auch gar keine Aschenbecher, weil die ganze Geschichte in einem Wäldchen mit integriertem Grillplatz stattfand. Trotzdem – meinen Feministinnen-Ausweis hätte ich keinem vorzeigen dürfen.
Das Hochzeitspaar hatte einen kurzen Auftritt gleich nach der Titten-Show, danach tauchte es im schwarzen Gewühl unter.
Wirklich gut wurde es erst am zweiten Tag. Ferdi (von „fix und ferdi“ – das ist Dialekt), Ferdi also hatte sein Jahr als „Prospect“ abgerissen und sollte nun feierlich in den MC aufgenommen werden. Das geht natürlich nicht ohne Härtetest. Die Jungs hatten in der Fußgängerzone des nahegelegenen Städtchens – verkaufsoffener Samstag! – eine Holzkiste von 1 x 1 x 1m aufgestellt. Da hinein mußte Ferdi und wurde sitzend bis zum Hals mit Sand zugeschüttet. Selbstverständlich war er splitternackt. Dann wurden an die Passantinnen kleine Plastikschaufeln ausgegeben.
Was soll ich sagen – da wurde gearbeitet!
So schnell konntest du gar nicht kucken.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen