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Autofreie Altstadt beschlossen

■ Hansestadt Lübeck verbannt ab 1996 Autos aus der City

Als eine der ersten Großstädte in Deutschland soll die von der UNESCO zum Weltkulturgut erklärte Lübecker Altstadt bis zum Juni 1996 autofrei sein. Das hat die Lübecker Bürgerschaft, das Stadtparlament der Hansestadt, am späten Donnerstag abend nach stundenlangen erregten Debatten in namentlicher Abstimmung mit den Stimmen der Mehrheit von SPD und Grünen beschlossen. Die Fraktionen von CDU und Statt Partei votierten dagegen.

Bereits 1989 hatte Lübeck als erste Großstadt in der alten Bundesrepublik die Sperrung der City für den Individualverkehr mit Kraftfahrzeugen an zunächst sechs „langen“ Sonnabenden verfügt. Darauf folgte schon im Jahr darauf die Einführung des generell autofreien Wochenendes in der historischen Innenstadt.

Lübecks stellvertretender Bürgermeister Dietrich Szameit (SPD) nannte vor der Bürgerschaft die jetzt beschlossene tägliche Sperrung „einen großen Schritt nach vorn“. Darüberhinaus faßte das Lübecker Stadtparlament den Grundsatzbeschluß, das „Modell autofreie Altstadt noch auf andere Lübecker Stadtbezirke zu übertragen“. Ein Zeitpunkt dafür wurde noch nicht festgelegt.

Einen Tag vor der Bürger-schafts-sitzung hatten sich die Lübecker Wirtschaftsverbände dafür ausgesprochen, auf die Sperrung zu verzichten. Bereits nach Einführung der autofreien Wochenenden hatte der Handel über Umsatzeinbußen geklagt.

Wolfgang Halbedel, Sprecher der gegen den Antrag votierenden CDU-Minderheitsfraktion in der Bürgerschaft, kommentierte den Sperrbeschluß frustriert-verklemmt mit den Worten: „In Lübeck wird Verkehr künftig nur noch nachts stattfinden.“

1992 hatte eine von der Stadt in Auftrag gegebene Umfrage der Fachhochschule Heilbronn jedoch ergeben, daß über 80 Prozent der Bevölkerung Lübecks die autofreie Altstadt befürworteten. Quasi als Vorläufer der jetzt beschlossenen täglichen Sperrung war in der Hansestadt im September vergangenen Jahres deshalb die Sperrung der Innenstadt für den Durchgangsverkehr für zunächst sechs Monate probeweise eingeführt worden.

dpa

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