■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Guter Rat ist teuer

Unsere kleine Stadt kann sich auf einen heißen Herbst freuen, wenn schon nicht meteorologisch, dann wenigstens politisch. Und betroffen ist die zweite politische Reihe, die Staatsräte nämlich.

Nein, das ist nicht der siebte Aufguß der Hoffmann-Affäre. Der wird wohl bleiben, schon weil der CDU aufgegangen ist, daß es bei der SPD keinen gibt, der auch ihre Vorstellungen in der Verwaltung durchboxen kann. Nicht bleiben werden allerdings möglicherweise ein paar andere aus der Staatsräterunde. Ein Jahr große Koalition sind um, und schon werden intern die ersten Personalwechsel heftig diskutiert.

Da hätten wir beispielsweise die Herren Zietz und Baltes. Kennen Sie nicht? Eben. Joachim Baltes ist Staatsrat im Bauressort, und eigentlich kann man über den Mann gar nichts sagen. Öffentlich taucht er nicht auf, intern auch nicht, inhaltlich hat er nichts zu melden, und das ist auch schon der CDU aufgefallen. Da wird schon lange von Fehlbesetzung geredet, die endlich korrigiert werden müsse. Ein CDU-Spaziergänger also, da will die SPD nicht nachstehen.

Hans-Henning Zietz ist Nachfolger von Hoffmann im Bildungsressort, zuvor Referent im Rathaus. Als er von Bringfriede Kahrs zum Staatsrat gekürt wurde, da hatten sich schon einige gewundert. Zietz galt zwar als ordentlicher Beamter, aber Staatsrat, das schien ein paar Nummern zu groß zu sein. Aber Henning Scherf wollte ein paar Getreue im Rathaus unterbringen, und da brauchte er freie Stellen. Mitten im Schulstreik war der Mann bei Buten&Binnen vor einigen Wochen nicht in der Lage, zwei gerade Sätze hintereinander zu formulieren. Er wand sich wortkarg auf seinem Stühlchen, und am Ende rannte er noch dekorativ durchs Bild. Und daß er den Hoffmann-Bericht wochenlang auf seinem Schreibtisch vermuddelt hatte – „Zietz ist überfordert, Zietz ist reif“, heißt es in der SPD, „aber dann schreibt Ihr ja wieder, wir produzieren Spaziergänger.“ Machen wir, versprochen!

Und noch einen wollen wird nicht vergessen: Hans-Georg von Bock und Polach. Nach der Sommerpause dürfen wir den Untersuchungsbericht über die liegengebliebenen Akten des ehemaligen Staatsanwalts und jetzigen Innenstaatsrats erwarten. Der, so gerüchtet es aus der Staatsanwaltschaft, soll sich gewaschen haben.

Macht summa summarum drei Staatsräte auf dem besten Wege zum Spaziergängerdasein. Guter Rat wird teuer – für uns, findet Ihre Rosi Roland