piwik no script img

Unterm Strich

Neues von documenta-Chefin Catherine David: Im Nordhessischen sei eine Clique alter Dummköpfe am Werk, hat die Pariser Ausstellungsmacherin dem FAZ-Magazin gesagt. Kassel kocht. „City-Kaufleute“ (O-Ton dpa) beklagen die Vernichtung jahrelanger Imagearbeit, Stadtsparkassen-Boß Klaus Lukas haut in dieselbe Kerbe. Nun befürchten die wackeren Bürger, David benutze die bekannteste Kunstschau weltweit, um sich zu profilieren, selbst wenn dabei Kassel und die documenta auf der Strecke blieben. Ts, ts, ts, ham wa's doch gleich gewußt, die welsche Tücke, da sieht man es mal wieder. Documenta-Sprecherin Claudia Herstatt jedoch beteuert, David beabsichtige keineswegs eine Kampagne gegen Kassel. Wir fragen uns nach alledem: Warum eigentlich nicht?

Wim Wenders könnte das nicht passieren, bei diesem seinem Heldentum. Er hat nach heroischem Ringen erreicht, daß der Antonioni-Film „Über den Wolken“ auch in Japan unzensiert gezeigt werden darf. Zwei Liebesszenen, in denen Schamhaare zu sehen sind, müssen nun doch nicht mit „wolkigem Schleier“ überdeckt werden. Wenders hatte argumentiert, daß die ominösen „wolkigen Schleier“ die Reinheit und Schönheit des Films zerstören und dem Zuschauer nur nahelegen, was gar nicht da sei. Und das Tollste: Die Selbstkontrolle der japanischen Filmindustrie hat's ihm geglaubt.

Der Rechtsausleger Herbert Fleissner (Verlag Langen Müller Herbig) gibt sich in diesen Tagen gewohnt geschmackssicher. Er hat, nachdem der Berliner Ullstein-Verlag den umstrittenen Propyläen-Band „Geschichte Deutschlands“ nicht mehr herausgeben und den Restposten von 5.000 unverkauften Exemplaren dem Reißwolf überantworten will, Ullstein-Verleger Wolfram Göbel eine „moderne Form der Bücherverbrennung“ vorgeworfen. Fleissner kündigte an, daß das wegen seiner Rechtslastigkeit heftig kritisierte Buch von Studienrat Karlheinz Weißmann voraussichtlich 1997 in erweiterter Ausgabe in seiner eigenen Verlagsgruppe erscheinen werde.

Der österreichische Komponist Gottfried von Einem ist, wie dessen Sohn, der österreichische Innenminister Caspar Einem mitteilte, im Alter von 78 Jahren in seinem Haus in Niederösterreich gestorben. Von Einem galt als einer der bekanntesten zeitgenössischen Komponisten des Landes.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen