piwik no script img

Bombe gegen Irlands Frieden

■ Die Gewaltwelle in Nordirland ebbt nicht ab: IRA leugnet die Verantwortung für die Zerstörung eines Luxushotels. Bricht der Waffenstillstand zusammen?

Belfast (taz) – Nach einer Welle der Gewalt und Gegengewalt, die Nordirland seit einer Woche lahmgelegt hat, gab es gestern den ersten Bombenanschlag seit zwei Jahren. Obwohl die IRA in einer kurzen Presseerklärung am Mittag jede Beteiligung bestritt, drohten loyalistische Organisationen mit Vergeltung.

Die Bombe war in einem Jeep versteckt, der am 3. Juli in Dublin gestohlen worden war. Sie explodierte gestern kurz nach Mitternacht vor dem feinen Killyhevlin-Hotel bei Enniskillen. Kurz zuvor waren zwei telefonische Warnungen eingegangen, es begann eine hektische Evakuierung. Anderthalb Minuten nach der Räumung ging der Sprengsatz hoch, 17 Hotelgäste wurden leicht verletzt. Das Hotel, das bereits mehrmals Ziel von Anschlägen war, liegt in Trümmern.

Ein Sprecher der IRA, die ihre Anhänger am Samstag angesichts der fortgesetzten Straßenschlachten zur Besonnenheit gemahnt hatte, erklärte, seine Organisation sei für den Anschlag nicht verantwortlich. Der Vizechef von Ian Paisleys protestantischer Democratic Unionist Party, Peter Robinson, war sich dennoch sicher: „Ich glaube kein Wort“, sagte er, „das war eine IRA-Bombe. Das sind die einzigen Leute, die dazu fähig sind.“

David Ervine vom politischen Flügel der loyalistischen Ulster Volunteer Force (UVF) sagte: „Falls es wirklich die IRA war, wird der UVF-Waffenstillstand vom Oktober 1994 zusammenbrechen.“ Sinn- Féin-Präsident Gerry Adams verdächtigte dagegen die britische Regierung oder die Unionisten: „Der Anschlag kam für sie zu einem günstigen Zeitpunkt“, sagte er, „denn er lenkt vom wirklichen Thema ab: vom Säbelrasseln der Unionisten und dem Nachgeben der britischen Regierung.“ Ralf Sotscheck Seiten 8, 10 und 20

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen